Der Ursprung der
Siebenten-Tags-Adventisten Reformationsbewegung
Von Anfang an hat die Gemeinschaft der Siebenten-Tags-Adventisten ihren Standpunkt wie folgt erklärt: „Wir, die Unterzeichnenden, vereinigen uns als Gemeinde und nehmen den Namen Siebenten-Tags-Adventisten an und verpflichten uns, die Gebote Gottes und den Glauben an Jesus zu halten.“ – J. Loughborough: The Great Second Advent Movement, p. 352.
Die gleiche Haltung wurde von den Siebenten Tags Adventisten der Vereinigten Staaten während des Bürgerkriegs eingenommen. Sie erklärten im Jahre 1864:
„Die Gemeinschaft der Christen, die sich Siebenten-Tags-Adventisten nennen und welche die Bibel als die Leitschnur ihres Glaubens und ihrer Praxis anführen, sind einstimmig in ihren Ansichten, dass ihre Lehre entgegengesetzt zu dem Geist und der Praxis des Krieges steht. Ihr Gewissen war immer gegen das Tragen von Waffen. Wenn es je einen Teil der Bibel gibt, den wir als Volk mehr als alles andere hervorheben können, dann sind es die Zehn Gebote Gottes, die wir als über alles stehende Gesetz anerkennen und jede darin enthaltene Anweisung als offensichtlich und buchstäblich ansehen. Das vierte dieser Gebote verlangt die Enthaltung von der Arbeit am siebten Tag der Woche, das sechste verbietet das Töten und beide können nach unserer Ansicht, nicht während des Militärdienstes eingehalten werden. Unsere Handlungsweise war immer im Einklang mit diesen Grundsätzen. Trotzdem hat sich unser Volk nicht frei gefühlt, sich diesem Dienst zu widmen. In keiner unserer Gemeinde-Veröffentlichungen haben wir geraten oder dazu ermutigt, Waffendienst zu leisten, sondern im Gegenteil, wenn genötigt, dann haben wir lieber die 300 Dollar gezahlt oder Hilfe geleistet, damit sie bezahlt werden können, als unsere Grundsätze zu übertreten.“ – F. M. Wilcox: Seventh-day Adventists in Time of War, p. 58.
Im Jahr 1865 hat die Generalkonferenz der Siebenten-Tags-Adventisten ihren ursprünglichen Standpunkt bestätigt:
„Wir sind entschlossen, die staatliche Regierung als von Gott eingesetzt anzuerkennen, damit Ordnung, Gerechtigkeit und Ruhe im Land eingehalten wird und damit das Volk Gottes ruhig und friedlich in aller Güte und Ehrlichkeit leben kann. Im Einklang damit anerkennen wir die Gerechtigkeit des Zahlens der Abgaben, des Zolls, sowie Ehre und Anerkennung den staatlichen Bediensteten zu erweisen, wie es im Neuen Testament enthalten ist. Während wir jedoch Cäsar geben, was die Schrift als das ihm zustehende gebietet, so lehnen wir jegliche Teilnahme an Kriegshandlungen und des Blutvergießens ab, da es nicht im Einklang mit den Pflichten steht, welche uns unser göttliche Meister und Herr bezüglich unserer Feinde und allen Menschen lehrt.“ – The Review and Herald, May 23, 1865.
Da diese Position des völligen Gehorsams gegenüber den Geboten Gottes im Ersten Weltkrieg nicht eingehalten wurde, kam eine große Krise über die Gemeinde der Siebenten-Tags-Adventisten. Während sich 98% der Mitglieder entschieden, den Amtsträgern ihrer Glaubensgemeinschaft Folge zu leisten und am Krieg teilzunehmen, entschieden sich die restlichen 2% dem Gesetz Gottes treu zu bleiben und die ursprüngliche Haltung, wie sie bis zu dieser Zeit gelehrt und gehalten wurde, beizubehalten. Diese treuen Gläubigen wurden von der Gemeinde der Siebenten-Tags-Adventisten in Europa ausgeschlossen, da sie sich erwählten, die ursprüngliche Haltung ihrer Gemeinde in Bezug auf das Halten der Gebote Gottes (aller Zehn Gebote) einzunehmen.
In einem Heft, welches die Gemeinschaft der Siebenten-Tags-Adventisten in Deutschland herausgegeben hatte, kündigten sie folgende Änderung folgendermaßen an:
„In allem was wir sagten, haben wir gezeigt, dass erstens die Bibel lehrt, dass die Teilnahme am Krieg keine Übertretung des sechsten Gebotes ist und zweitens, dass Kriegsdienst am Sabbat keine Übertretung des vierten Gebots ist.“ – Protokoll, S. 12.
In der Enzyklopädie der Siebenten-Tags-Adventisten ist in der Commentary Reference Series folgende Erklärung dazu gebracht:
„Bei der deutschen Mobilmachung im August 1914 mussten die Glieder der Siebenten-Tags-Adventisten dieses Landes eine sofortige Entscheidung treffen bezüglich ihrer Pflicht Gott gegenüber und dem Land, das sie zum Kriegsdienst ruft (siehe Deutschland, V, Nichtkämpfer). Nachdem sie sich mit den wenigen zu der Zeit lokal verfügbaren Leitern der Siebenten-Tags-Adventisten beraten hatten, informierte der Vorsteher der Ostdeutschen Unionskonferenz das Kriegsministerium schriftlich am 4. August 1914, dass die einberufenen Glieder der Siebenten-Tags-Adventisten als Kämpfer Waffen tragen werden und auch ihren Dienst am Sabbat verrichten würden, um ihr Land zu verteidigen... Zugegebenermaßen, die drei Leiter der Siebenten-Tags-Adventisten in Deutschland nahmen einen gegensätzlichen Stand bei der Frage der Militärpflichten gegenüber der offiziellen Meinung der Gemeinschaft ein, die seit dem amerikanischen Bürgerkrieg (1861-1865) bestand. –The Seventh-day Adventist Encyclopedia, Commentary Reference Series, Vol. 10, p. 1183, Edition of 1966.
Die Adventistischen Leiter erklärten:
„Bei Kriegsbeginn war unsere Organisation in zwei Gruppen geteilt. Da 98% unserer Glieder durch Studium der Bibel zu der Überzeugung kamen, dass sie aufgrund ihres Gewissens verpflichtet sind ihr Land mit Waffen und auch an Samstagen zu verteidigen – einmütig von der Leitung unterstützt – wurde dies sofort dem Kriegsministerium mitgeteilt. Zwei Prozent jedoch konnten sich diesem Beschluss nicht beugen und wurden daher aufgrund ihrer unchristlichen Haltung ausgeschlossen. Diese unnützen Elemente erhoben sich zu Predigern und versuchten andere durch Propaganda ihrer dummen Gedanken zu bekehren. Sie nannten sich fälschlicherweise Prediger und Adventisten. Doch sie sind es nicht, sie sind Verführer. Wenn diese Elemente ihre verdiente Strafe erhalten, so betrachten wir es tatsächlich als einen Dienst an uns alle.“ – Dresdener neueste Nachrichten, Seite 3, 12. April 1918.
Ein Zeitungskorrespondent gab seine unvoreingenommene Meinung zu der Situation wie folgt wider:
„Seit Beginn des Krieges gab es eine Spaltung der Adventisten. Während des Krieges wollte die Mehrheit, dass man die fundamentalen Lehren beiseite setzt, wenn notwendig sogar mit Gewalt. Die anderen baten darum, dass sie den Samstag (Sabbat) heilig halten dürfen, auch in dieser Ausnahmesituation. Die Gegenseite brachte den Ausschluss aus der Organisation derer, die die ursprünglichen Glaubensgrundsätze befolgten.“ – Kölnische Zeitung (Abendausgabe), 21. September 1915.
Im gleichen Jahr brachten die Leiter der Siebenten-Tags-Adventisten folgenden Beschluss:
„Bei Beginn des Krieges gab es einige Glieder, wie auch an anderen Plätzen, die nicht am Kriegsdienst teilnehmen wollten, sei es aufgrund des Mangels an Einigkeit oder aus Fanatismus. Sie fingen an ihre törichten Ideen in der Versammlung durch Wort und Schriften zu verbreiten und versuchten auch andere davon zu überzeugen. Sie wurden von der Gemeinde verwarnt, aber aufgrund ihrer Hartnäckigkeit mussten sie ausgeschlossen werden, denn sie wurden für den inneren sowie äußere Frieden zur Bedrohung.“ – Stuttgarter neues Tagblatt, 26. September 1918.
Diese aus der Gemeinde der Siebenten-Tags-Adventisten Ausgeschlossenen – nicht nur in Deutschland, sondern auch in anderen europäischen Ländern – hatten keinerlei Absicht eine neue Gemeinde zu gründen. Sie waren ungefähr 4.000 an Zahl. Versuche einer Versöhnung mit der Mutterkirche wurden gleich nach dem Krieg unternommen und zwar in den Jahren 1920 und 1922, jedoch ohne Erfolg.
Da ihre Zahl zunahm, wurde die Gemeinschaft der Siebenten-Tags-Adventisten Reformationsbewegung als eine Gemeinde außerhalb der Körperschaft der Siebenten-Tags-Adventisten gegründet. Dazu trafen sich vom 14.-20. Juli 1925 Vertreten der verschiedenen Länder in Gotha, Deutschland. Die Absicht der Reformationsbewegung ist, die ursprünglichen Lehren und die bisherige Praxis der Gemeinde der Siebenten-Tags-Adventisten fortzuführen.
Im Generalkonferenzbulletin der Siebenten Tags Adventisten sagte E. G. White am 13. Mai 1913 auf den Seite 33 und 34 folgendes:
„Es wäre gut für uns, uns damit zu beschäftigen, was bald über die Erde hereinbrechen wird. Es ist jetzt keine Zeit für Tändelei und Eigennutz. Wenn die Zeiten, in denen wir leben, keinen Eindruck auf uns machen, was kann uns dann erreichen? Fordert die Schrift nicht ein reineres und heiligeres Werk, als wir es bisher gesehen haben?
Jetzt werden Männer von klarem Verständnis benötigt. Gott ruft alle, die bereit sind, sich vom Heiligen Geiste leiten zu lassen, auf, die Führung in einem Werk gründlicher Reformation zu übernehmen. Ich sehe eine Krisis vor uns, und der Herr ruft seine Arbeiter in die Reihen. Jede Seele sollte sich jetzt in einem Zustand tieferer Weihe zu Gott befinden, als es in den vergangenen Jahren der Fall war. ...
Ich wurde tief beeindruckt von Szenen, die während der Nacht an meinem Blick vorüberzogen. Es schien eine große Bewegung ein Werk der Erweckung — an vielen Plätzen vor sich zu gehen. Unser Volk begab sich in die Reihen und beantwortete Gottes Ruf. Meine Brüder, der Herr spricht zu uns. Wollen wir seine Stimme nicht beachten? Wollen wir nicht unsere Lampen schmücken und wie Menschen handeln, die auf ihren Herrn warten? Die Zeit erfordert Lichtträger, sie erfordert Taten.“
Die Generalkonferenz der Siebenten-Tags-Adventisten arbeitete zuerst von Isernhagen, Deutschland, aus und später von Basel, Schweiz. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde der Hauptsitz nach USA und 1949 nach Sacramento, Kalifornien verlegt. Da es für das weltweite Wirken vorteilhaft erschien von der Ostküste der USA aus zu wirken, wurde der Sitz vorübergehend nach Blackwood, New Jersey verlegt, um dann zu seinem endgültigen Sitz nach Roanoke, Virginia, umzusiedeln. Die Gemeinschaft der Siebenten-Tags-Adventisten der Reformationsbewegung hat bereits über 131 Länder und Gebiete der Welt erreicht.