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Vorwort
In diesem Jahr werden wir vier Quartale lang das Evangelium des Johannes studieren. Wegen seiner Bescheidenheit hat sich der Autor des vierten Evangeliums nicht selbst vorgestellt, noch bezieht er sich auf sich selbst als einen der zwölf Jünger, die zuerst Jesus nachfolgten (Johannes 1, 37). Stattdessen deutet er auf „einen anderen Jünger“ hin, „dieser Jünger“, „der Jünger… den er lieb hatte“, „der Jünger, dessen Zeugnis wahrhaftig ist“ (Johannes 18, 15; 19, 26; 21, 20. 23. 24). Die Tatsache, dass andere bekannte Jünger namentlich erwähnt wurden, während der Name des Johannes ausgelassen wurde, scheint darauf hinzuweisen, dass er der Autor dieses Evangeliums war.
Gemäß dem Geist der Weissagung, war der Autor des vierten Evangeliums Johannes, „der Jünger, den Jesus liebte.“ Er war einer von den dreien, die Zeugen der Herrlichkeit Christi auf dem Verklärungsberg und des Kampfes in Gethsemane sein durften, kurz bevor er gefangengenommen wurde. Sein Leben ist ein herausragendes Beispiel, das zeigt, wie die Kraft Gottes einen „Sohn des Donners“ vollständig in einen Mann mit einem liebevollen Gemüt und tiefer geistlicher Erkenntnis verwandeln kann.
„Johannes schloss sich so fest an Christus an, wie die Weinranke den stützenden Pfosten umrankt. Trotz der Gefahren war er seinem Meister bis in die Gerichtshalle gefolgt und hatte selbst am Kreuz bei ihm ausgehalten. Auf die Kunde, dass Christus auferstanden sei, war er so schnell zum Grabe geeilt, dass er sogar den ungestümen Petrus überholte.
Die vertrauende Liebe und die selbstlose Hingabe, die sich im Leben und Charakter des Johannes zeigten, enthalten für die christliche Gemeinde überaus wertvolle Lehren. Johannes hatte nicht von Natur aus das liebenswürdige Wesen, das sich in seinem späteren Leben zeigte. Anfangs wies er bedenkliche Charakterfehler auf. Er war nicht nur stolz, geltungssüchtig und ehrgeizig, sondern auch ungestüm und empfindlich, wenn er beleidigt wurde. Er und sein Bruder wurden deshalb ‚Donnerskinder‘ genannt. Der geliebte Jünger hatte ein aufbrausendes Temperament, war rachsüchtig und kritisierte gerne. Doch der göttliche Lehrer entdeckte unter all diesen Fehlern ein brennendes, aufrichtiges und liebevolles Herz. Jesus tadelte die Selbstsucht des Johannes, zerbrach seinen Ehrgeiz und stellte seinen Glauben auf die Probe. Gleichzeitig aber offenbarte er ihm das, wonach sich sein Herz sehnte: die Schönheit der Heiligkeit, die umwandelnde Macht der Liebe.“ – Das Wirken der Apostel, S. 537. 538.
Alle alten Quellen besagen, dass das Evangelium des Johannes um 90 n. Chr. in Ephesus geschrieben wurde, möglicherweise sogar noch früher. Der Jünger wurde in einen Kessel siedenden Öls geworfen, und entkam auf wundersame Weise dem Tod. Danach wurde er auf die Insel Patmos verbannt (Offenbarung 1, 9). Dort schrieb er die Offenbarung. Der Aufstieg Nervas auf den Thron (96 n. Chr.) ermöglichte es ihm nach Ephesus zurückzukehren, wo man annimmt, dass er den Rest seines Lebens während der Regentschaft Trajans (98-117 n. Chr.) verbrachte.
Möge der Geist Christi unser Studium der Lektionen in diesem Quartal leiten und unsere Herzen als Antwort auf seine Liebe berühren!
Die Sabbatschulabteilung der Generalkonferenz