Die Konferenz von Minneapolis
und die Zeit danach


Wie auch die eigentlichen Wurzeln der großen Reformation durch Luther, Calvin, Zwingli und andere im 16. Jahrhundert einige Jahrhunderte davor liegen (Der große Kampf, S. 77), so begann auch die prophezeite Reformbewegung unter den Siebenten-Tags-Adventisten, wie sie heute existiert, in ihren Grundzügen schon 1888, als der Herr seinem Volk eine besondere Botschaft sandte.

In Minneapolis, Minnesota, hielten Siebenten-Tags-Adventisten vom 17. Oktober bis zum 4. November 1888 eine denkwürdige und umstrittene Sitzung der Generalkonferenz ab. 90 Delegaten (davon waren 85 bei Eröffnung der Sitzung anwesend, fünf weitere trafen am 26. Oktober ein), stellvertretend für weltweit 26.968 Glieder, versammelten sich in einer der größten Kirchen, welche die Siebenten-Tags-Adventisten damals besaßen – der Kirche an der Ecke Lake Street / Fourth Avenue South. Das wichtige Ereignis, das damals stattfand, war die Präsentation eines überaus wichtigen Themas, der Gerechtigkeit durch den Glauben, durch zwei junge Prediger, E. J. Waggoner und A. T. Jones, ihres Zeichens Herausgeber der Signs of the Times.

Mit deutlichen Worten setzte der Geist der Weissagung das Siegel seiner Zustimmung auf diese Botschaft. Schw. White schreibt so darüber:

„In seiner großen Barmherzigkeit sandte der Herr seinem Volk durch die Ältesten Waggoner und Jones eine sehr kostbare Botschaft. Diese Botschaft war dazu bestimmt, den erhöhten Heiland in hervorragender Weise vor der Welt kundzutun – das Opfer für die Sünden der ganzen Welt.
Sie zeigte die Gerechtigkeit durch den Glauben an die Bürgschaft; sie lud die Menschen ein, die Gerechtigkeit Christi anzunehmen, die im Gehorsam zu allen Geboten Gottes offenbar wird.“ – Zeugnisse für Prediger, S. 75.

„Die Botschaft, die uns durch A. T. Jones und E. J. Waggoner gegeben wurde, ist die Botschaft Gottes an die Gemeinde von Laodizäa. Wehe einem jeden, der behauptet, der Wahrheit zu glauben, aber trotzdem die von Gott gegebenen Lichtstrahlen nicht auf andere widerspiegelt.“ – Manuscript Releases, Bd. 15, S. 92.

Ursachen für das Kommen der Botschaft

Als der Termin für die Sitzung der Generalkonferenz in Minneapolis (1888) näher rückte, sandte Gott den Leitern und dem Volk der Adventisten besondere Zeugnisse, die den geistlichen Zustand aufzeigten, der sich in der Gemeinde entwickelt hatte und das Kommen der Botschaft dringend notwendig machte. Schw. White schrieb:

„Wie ist unser Zustand in dieser furchtvollen und feierlichen Zeit? Ach, welch Stolz macht sich in der Gemeinde breit, welche Heuchelei, welche Täuschung, welche Liebe zur Mode, zur Oberflächlichkeit und zum Vergnügen, welches Streben nach Vorherrschaft! All diese Sünden haben die Gedanken benebelt, so dass ewige Dinge nicht mehr wahrgenommen werden konnten.“ – Review and Herald, 22. März 1887.

„Geistlicher Tod hat von Menschen Besitz ergriffen, die doch eigentlich durch ernste Hingabe an die Sache Gottes Leben und Eifer, Reinheit und Weihe zeigen sollten. Die Fakten zum wahren Zustand des bekenntlichen Volkes Gottes sprechen lauter als das Bekenntnis selbst und beweisen, dass eine Macht das Verbindungsseil zwischen ihm und dem ewigen Fels durchschnitten hat. Es treibt nun ohne Karte und Kompass fort aufs Meer.“ – Review and Herald, 24. Juli 1888.

Der Zweck der Botschaft

Die Botschaft von der Gerechtigkeit Christi (die auch Jesaja 58,1 und Offenbarung 3, 18.19 umfasst), wurde dem Engel aus Offenbarung 18 anvertraut, um ein Werk der Erweckung und der Reformation unter dem Wirken des Heiligen Geistes zu vollbringen. Dass diese Botschaft den rückfälligen Zustand der Gemeinde bessern und ein Volk für das Kommen des Herrn vorbereiten sollte, lässt sich aus mehreren Zeugnissen erkennen:

„Deshalb ist es Satans entschlossene Absicht, Jesum vor den Blicken zu verbergen und die Menschen zu veranlassen, auf Menschen zu schauen, auf Menschen zu vertrauen und erzogen zu werden, Hilfe von Menschen zu erwarten. Seit Jahren hat die Gemeinde auf Menschen geschaut und viel von Menschen erwartet, anstatt auf Jesum zu schauen, in dem unsere Hoffnung auf ewiges Leben verankert ist. Deshalb gab Gott seinen Dienern ein Zeugnis, das die Wahrheit verdeutlichte, wie sie in Jesus ist. Es ist die dritte Engelsbotschaft in klarer, entschiedener Form.“ – Zeugnisse für Prediger, S. 76.

„Die Botschaft des dritten Engels muss durch das Land gehen, das Volk aufwecken und seine Aufmerksamkeit auf die Gebote Gottes und den Glauben Jesu richten. Ein anderer Engel vereinigt seine Stimme mit der des dritten Engels, und die Erde wird von der Herrlichkeit dieser Botschaft erleuchtet. … Was tut ihr, um euch für dieses Werk vorzubereiten? … Ihr müsst daran denken, dass der Engel das Volk versinnbildet, dass der Welt diese Botschaft zu bringen hat. Gehört ihr zu diesem Volk?“ – Review and Herald, 18. August 1885.

„Um das zu tun, was in dieser Zeit notwendig ist, hat Gott Männer aufstehen lassen, die laut rufen und nicht schonen, die ihre Stimme erheben wie eine Posaune, die meinem Volk seine Übertretungen zeigen und dem Hause Jakob seine Sünden. Ihr Werk ist nicht nur die Verkündigung des Gesetzes, sondern das Predigen der Wahrheit für diese Zeit: der Herr unsere Gerechtigkeit.“ – Review and Herald, 13. August 1889.

„Einige haben mir geschrieben und mich gefragt, ob die Botschaft der Rechtfertigung durch den Glauben die dritte Engelsbotschaft ist, und ich habe ihnen geantwortet: ‚Es ist in Wahrheit die dritte Engelsbotschaft.’ Der Prophet sagt: ‚Danach sah ich einen andern Engel herniederfahren vom Himmel, der hatte große Macht, und die Erde wurde erleuchtet von seinem Glanz.’ Helligkeit, Herrlichkeit und Macht sollen mit der dritten Engelsbotschaft verbunden werden. Dann wird überall dort, wo sie in Bezeugung des Geistes gepredigt wird, die Überzeugung folgen. Wie können unsere Brüder erkennen, wann dieses Licht zum Volk Gottes kommen wird? Bisher haben wir das Licht, das dieser Beschreibung entspricht, mit Sicherheit noch nicht gesehen. Gott hat Licht für Sein Volk, und alle, die es annehmen, werden erkennen, welch große Sünde es ist, in einem lauwarmen Zustand zu bleiben. Darum werden sie dem Rat des treuen Zeugen folgen.“– Review and Herald, 1. April 1890.

„Die wichtigste Frage für diese Zeit ist: ‚Wer ist auf der Seite des Herrn? Wer vereinigt sich mit dem Engel [aus Offenbarung 18] bei der Verkündigung der Wahrheit an die Welt? Wer empfängt das Licht, das die ganze Erde mit seinem Glanz erfüllen soll?’ Wer das Licht schätzt, das er hat, erhält mehr Licht. Immer mehr Licht wird über den Seelen scheinen, die sich der Gnade Christi übergeben, die das Herz sanft macht und es bezwingt. Wer das licht liebt, wird vor den Täuschungen Satans gerettet.“ – Review and Herald, 5. November 1889.

„Wenn wir das Licht des herrlichen Engels empfangen wollen, der die Erde mit seinem Glanz erleuchten soll, müssen wir zusehen, dass unser Herzen gereinigt ist, ohne eine Spur des Ichs und himmelwärts gewandt, damit es für den Spätregen vorbereitet ist. Lasst uns bereit sein, an der Verkündigung des Engels mitzuwirken, der die Erde mit seinem Glanz erleuchten soll.“ – Signs of the Times, 1. August 1892.

„Das geheimnisvolle Babylon hat des Blutes der Heiligen nicht geschont. Sollten wir nicht hellwach sein, um die Lichtstrahlen zu erhaschen, die vom Licht des Engels auf uns ausstrahlen, der die Erde mit seinem Glanz erleuchten soll?“ – Selected Messages, Bd. 3, S. 426.

Wie die Botschaft empfangen wurde

Man kann nicht sagen, die Delegation der Generalkonferenz und die meisten Adventisten hätten 1888 die Botschaft der Gerechtigkeit durch den Glauben angenommen. Unter den Leitern und im Volk gab es ernsthafte Meinungsverschiedenheiten. Arthur G. Daniells bemerkt in seinem Buch Christ Our Righteousness, S. 43, dass ein vollständiger Bericht über die Präsentation und die Diskussion der Botschaft niemals veröffentlich wurde. Aus späteren Schriften von Schw. White können wir aber herauslesen, dass die Botschaft nur in sehr begrenztem Maß angenommen wurde. Deshalb fand das Werk der Erweckung und Reformation, das das wachsende Unkraut des Abfalls ausreißen und die Gemeinde in der Gunst Gottes wiederherstellen sollte, nicht statt. So ließ man einen Großteil der Leiter und der Glieder weiter nach dem Leuchten ihres eigenen Feuers wandeln. Schw. White, die die Botschaft und die Boten unterstützte, berichtet so von dieser bedauerlichen Erfahrung und ihren Folgen:

„Gott wollte, dass die Wächter sich erheben und mit vereinter Stimme eine entschlossene Botschaft vorbringen wie mit Posaunenschall, damit das Volk auf seine Wachposten eilt und jeder seinen Teil in dem großen Werk vollbringt. Dann hätte das starke, helle Licht des anderen Engels, der mit großer Macht vom Himmel kommt, die Erde mit seinem Glanz erfüllt.“ – Manuscript Releases, Bd. 14, S. 111.

„Als ich mir vornahm, Minneapolis zu verlassen, stand der Engel des Herr an meiner Seite und sagte: ‚Tu das nicht; Gott hat für dich an diesem Ort ein Werk zu tun. Die Leute handeln wie beim Aufruhr von Korach, Datan und Abiram. Ich habe dich an deinen richtigen Platz gestellt. Diejenigen, die nicht im Licht wandeln, werden das nicht anerkennen und nicht auf dein Zeugnis hören. Aber Ich will bei dir sein, und Meine Gnade und Macht sollen dich stützen. Sie verschmähen nicht dich, sondern die Boten und die Botschaft, die ich Meinem Volk gesandt habe. Sie haben dem Wort Gottes Verachtung entgegengebracht. Satan hat sie verblendet und ihren Urteilssinn verfälscht, und wenn nicht jede einzelne Seele ihre Sünde bekennt, die ungeheiligte Unabhängigkeit, die den Geist Gottes beleidigt, werden sie in Finsternis wandeln. Ich werde den Leuchter fortnehmen, es sei denn, sie bekehren sich zu Mir, dass ich sie heile.“ – Manuscript Releases, Bd. 3, S. 191.

„Ach, wenn doch eine religiöse Erweckung stattfinden würde! Die Engel Gottes gehen von Gemeinde zu Gemeinde und tun ihre Pflicht, und Christus klopft an die Türen eurer Herzen, um Einlass zu finden. Doch die Mittel, die Gott vorgesehen hat, um die Gemeinde zu einer Erkenntnis ihrer geistlichen Armut zu erwecken, wurden nicht beachtet. Die Stimme des Treuen Zeugen wurde zwar im Tadel gehört, doch ihr wurde nicht gehorcht. Die Menschen haben entschieden, ihrem eigenen Weg anstelle des Weges Gottes zu folgen, weil ihr eigenes Ich nicht gekreuzigt wurde. So hatte das Licht nur wenig Wirkung auf die Gemüter und die Herzen.“ – Zeugnisse für die Gemeinde, Bd.. 5, S. 751.

„Seit beinahe zwei Jahren drängen wir das Volk, herauszukommen und das Licht und die Wahrheit über die Gerechtigkeit Christi anzunehmen, und noch immer weiß es nicht, ob es kommen und diese kostbare Wahrheit ergreifen soll. Sie sind in ihren eigenen Vorstellungen gefangen und lassen den Heiland nicht ein“ – Review and Herald, 11. März 1890.

„Seit der Versammlung in Minneapolis sehe ich den Zustand der Gemeinde von Laodizäa deutlicher als je zuvor. Ich habe den Tadel Gottes an diejenigen gehört, die sich so zufrieden fühlen und ihren geistigen Verfall nicht erkennen. … Ich bin traurig, wenn ich daran denke, wie der Maßstab über lange Jahre hinweg schrittweise gesenkt worden ist. Mir wurde gezeigt, dass nur sehr wenige sich der immerwährenden Gegenwart des göttlichen Beobachters bewusst sind, welcher sagt: ‚Ich kenne deine Werke.’ Indem sie die Sünde genährt haben, haben viele die Gunst Gottes verspielt, Jesus falsch dargestellt, Seine Gegenwart vergessen, vergessen, dass sie unter Seinen Augen leben, und so Übel an Übel gereiht. Sie sind allesamt törichte Jungfrauen. … Der Grund, weshalb die Gemeinde so schwach und krank ist und im Sterben liegt, ist, dass der Feind entmutigende Einflüsse über zitternde Seelen gebracht hat. Er hat versucht, Jesus als den Tröster, als den Tadler, als den Warner ihrem Blick zu entziehen, der ihnen sagt: ‚Dies ist der Weg, den gehet!’“ – Review and Herald, 26. August 1890.

„Der Einfluss, der dem Widerstand gegen Licht und Wahrheit in Minneapolis entwachsen ist war dazu geeignet, das Licht unwirksam zu machen, das Gott Seinem Volk durch die Zeugnisse gegeben hat.“ – Manuscript Releases, Bd. 15, S. 305.

„Anstatt die Welt dahin zu beeinflussen, Gottes Gesetz zu gehorchen, vereinigt sich die Gemeinde mehr und mehr mit der Welt in Übertretung. Täglich wird die Gemeinde zur Welt bekehrt.“ – Zeugnisse für die Gemeinde, Bd. 8, S. 124 (1903).

Wenn die Gemeinde, die „geistlich stetig nach Ägypten zurück“ ging (Zeugnisse für die Gemeinde, Bd. 5, S. 227), die Botschaft „Christus unsere Gerechtigkeit“ wirklich angenommen hätte, hätte sie eine Kehrtwendung vollzogen und wäre jetzt in die andere Richtung unterwegs – mit Christus ins himmlische Kanaan. Außerdem wäre sie im Jahre 1903 nicht beschuldigt worden, eine Dirne geworden zu sein (Zeugnisse für die Gemeinde, Bd. 8, S. 246). Ebenso wenig würde sie als Folge ihrer fortschreitenden Vereinigung mit der Welt „zu einem Behältnis aller unreinen und verhassten Vögel“ (Zeugnisse für Prediger, S. 228). Im Jahr 1903 gab der Geist der Weissagung diese bestürzende Erklärung über den Zustand, der sich in der Gemeinde ausgebreitet hatte, ab:

„Warum erkennt man den wahren geistlichen Zustand der Gemeinde nicht? … Wer kann der Wahrheit gemäß sagen: "Unser Gold ist im Feuer geläutert, unsre Kleider sind von der Welt unbefleckt"? Ich sah, dass unser Lehrer auf die Kleider sogenannter Gerechtigkeit hinwies. Er streifte sie ab und deckte die Unreinheit darunter auf. Dann sagte er zu mir: ‚Siehst du, wie sie die Befleckung und Verdorbenheit ihres Charakters heuchlerisch zudecken? Wie ist die gläubige Stadt zur Dirne geworden! Meines Vaters Haus ist zu einem Kaufhaus geworden, zu einem Ort, aus dem die göttliche Gegenwart und Herrlichkeit verschwunden ist. Deshalb herrscht Schwäche und mangelt es an Kraft.’“ – Zeugnisse für die Gemeinde, Bd. 8, S. 244. 246.

Jones und Waggoner verlassen die Gemeinde

Kurz nach 1903 wurde A. T. Jones von den Täuschungen von Dr. J. H. Kellogg gefangen und schließlich aus der Gemeinde ausgeschlossen. 1909 unternahm man besondere Anstrengungen, ihn zurückzuholen und traf sich mehrere Male mit ihm. Er schien gerührt und bereit zur Versöhnung zu sein. Als der Älteste Br. Daniells, der Präsident der Generalkonferenz, ihm seine Hand reichte und ihn bat: „Komm, Bruder Jones, komm!“, stand er auf, streckte ebenfalls langsam seine Hand aus, zog sie dann aber plötzlich zurück, sagte: „Nein, niemals!“ und setzte sich wieder hin.

Auch E. J. Waggoner hatte eine schlechte Erfahrung. Familiäre Probleme führten ihn dazu, sich scheiden zu lassen, und dann heiratete er erneut. Trotzdem vertrat er die grundlegenden Glaubenspunkte der Siebenten-Tags-Adventisten bis zu seinem Tod.

Dies war weder das erste noch das letzte Mal, dass diejenigen, die der Herr besonders erwählt hatte, abfielen, nachdem sie treu die ihnen aufgetragene Botschaft gebracht hatten. Der Geist der Weissagung warnt uns allerdings davor, diesen Rückfall als Argument gegen das himmlische Licht anzuführen, das durch sie zum Volk Gottes gekommen ist. Die Boten mögen sich zurückziehen, aber das macht die Wahrheit, die sie gepredigt haben, nicht zu einer Lüge. Wir sind gewarnt worden.

„Es mag sein, dass die Ältesten Jones und Waggoner von den Versuchungen des Feindes überwunden worden sind. Aber selbst wenn es so ist, wäre das kein Beweis dafür, dass sie keine Botschaft von Gott hatten oder dass alle Arbeit, die sie getan haben, ein Fehler war.“ Aber wie viele nähmen, falls das geschehen sollte, diese Stellung ein und gerieten in eine verhängnisvolle Täuschung, weil sie sich nicht vom Heiligen Geist leiten lassen. … Ich weiß, dass viele genau diese Stellung einnähmen, wenn einer dieser Männer fallen sollte. Ich bete, dass diese Männer, denen Gott ein feierliches Werk aufgelegt hat, in der Lage seien, der Posaune einen sicheren Ton zu geben, Gott auf Schritt und Tritt zu ehren, und dass ihr Pfad immer heller werde bis zum Ende der Zeit.“ – Manuscript Releases, Bd. 3, S. 201. 202.

Die Botschaft, die von diesen beiden Brüdern gebracht worden war, setzte eine wichtige Wegmarke in der Geschichte der Gemeinde der Siebenten-Tags-Adventisten. „Sie markierte den Anfang einer großen Reform.“ – Erziehungsabteilung der Generalkonferenz der Siebenten-Tags-Adventisten, The Story of Our Church, S. 246.

Eine verhängnisvolle Entscheidung und ihre Folgen

Gott hatte der adventistischen Gemeinde zwei Optionen vorgelegt: sie konnte entweder die Botschaft „Christus unsere Gerechtigkeit annehmen und umgewandelt werden, um schließlich zur triumphierenden Gemeinde zu werden, oder aber die Botschaft verwerfen und schließlich wie die großen Kirchen zu werden.

1. Wenn die Gemeinde die Botschaft von 1888 annähme, die eine Erweckung und Reformation verlangte…

„Wenn die Gemeinde das Kleid der Gerechtigkeit Christi anlegt, und sich in keiner Weise dieser Welt gleichstellt, dann steht ihr der Anbruch eines neuen, herrlichen Tages unmittelbar bevor. Gottes Verheißungen an sie gelten für alle Zeiten.“ - Das Wirken der Apostel, S. 595.

2. Wenn die Gemeinde im Widerspruch zum Licht des Himmels handeln und dem Abfall erlauben würde zu wachsen und die Oberhand zu gewinnen…

„Wenn im großen Mittelpunkt des Werkes nicht äußerste Wachsamkeit geübt wird, um seine Interessen zu wahren, wird die Gemeinde bald genauso verdorben sein wie die Kirchen anderer Glaubensgemeinschaften.“ - Zeugnisse für die Gemeinde, Bd. 4, S. 556.

Die wiederholten Anklagen seitens Schw. White und die Faktenlage, die den Abwärtstrend der Gemeinde nach 1888 belegen (besonders die großen Veränderungen nach dem Ersten Weltkrieg), zeigen, für welchen der beiden Wegen sich die Glaubensgemeinschaft entschieden hat. Die Folgen dieser verhängnisvollen Entscheidung werden besonders deutlich in dem prophetischen Bild vom Ende des Untersuchungsgerichts aufgezeigt. Alle, die dem Rat des treuen Zeugen kein Gehör schenken und sich weigern, das weiße Gewand der Gerechtigkeit Christi anzulegen (Offb. 3,18), bleiben ohne das Siegel Gottes und sind den sieben letzten Plagen ungeschützt ausgesetzt. Leider haben 1888 nur wenige das Heilmittel angenommen, sodass eine große Mehrheit eine schreckliche Enttäuschung erleben wird. Das können wir in Hesekiel, Kap. 9, lesen. Schw. White erklärt es so:

„Wer das reine Erkennungszeichen der Wahrheit, von der er durch die Macht des Heiligen Geistes erfüllt ist, empfängt – dargestellt durch ein Zeichen des mit Leinen bekleideten Mannes –, gehört zu denen, „so da seufzen und jammern über alle Gräuel“, die in der Gemeinde geschehen. Ihre Liebe zur Aufrichtigkeit und zum Ruhm und zur Verherrlichung Gottes ist so ausgeprägt, und sie besitzen einen so klaren Blick für die außerordentliche Verworfenheit der Sünde, dass sie gekennzeichnet werden als solche, die seufzen und weinen und Seelenangst erdulden. Lest das neunte Kapitel Hesekiels!.“ – Zeugnisse für die Gemeinde, Bd. 3, p. 283.

„Wir erkennen, dass die Gemeinde – des Herrn Heiligtum – die erste war, die den Zorn Gottes zu spüren bekam. Die alten Leute, denen Gott großes Licht geschenkt hatte und die Wächter der geistlichen Bedürfnisse des Volkes sein sollten, hatten das in sie gesetzte Vertrauen verraten.“ - Zeugnisse für die Gemeinde, Bd. 5, S. 221.

Es gab einige Erweckungen

Nach der Generalkonferenzsitzung 1888 in Minneapolis reiste Schw. White mit A. T. Jones und E. J. Waggoner von Ort zu Ort und beteiligte sich an der Verkündung der Botschaft, die von der Kraft Gottes begleitet wurde. Sie berichtet:

„Bei jeder Versammlung seit der Generalkonferenz haben Seelen die kostbare Botschaft der Gerechtigkeit Christi begierig angenommen. Wir danken Gott, dass es Seelen gibt, die erkennen, dass sie etwas brauchen, das sie nicht besitzen – das Gold des Glaubens und der Liebe, das weiße Gewand der Gerechtigkeit Christi und sie Augensalbe geistlichen Unterscheidungsvermögens.“ - Review and Herald, 23. Juli 1889.

„Wir haben Seelen gesehen, die sich von Sünder zur Gerechtigkeit wandten. Wir sahen den wiederbelebten Glauben in den Herzen der Demütigen.“ – Review and Herald, 27. Mai 1890.

Besonders informative ist die Beschreibung der Erweckungsversammlung, die in South Lancaster, Massachusetts, kurz nach der Minneapolis Konferenz abgehalten wurde. Diese denkwürdige Versammlung ist ein Beispiel, wie der Herr durch die Botschaft zu Bekehrung der Seelen wirkte. Schw. White berichtete:

„Ich habe noch nie so eine Erweckung mit solch einer Gründlichkeit von statten gehen sehen und gleichzeitig doch so frei von aller unpassenden Aufregung. Es gab kein Drängen noch Einladen. Die Menschen wurden nicht nach vorne gerufen, sondern es war ihre eigene Wahrnehmung, dass Jesus nicht gekommen ist die Gerechten zur Buße zu rufen, sondern Sünder. Die im Herzen Aufrichtigen waren bereit ihre Sünden zu bekennen und Gott Früchte der Reue und Wiederherstellung zu bringen, soweit es in ihrer Macht stand… Es gab viele, die bezeugten, dass die durchdringende Wahrheit sie im Lichte des Gesetzes überzeugte, Übertreter desselben zu sein. Sie verließen sich zuvor auf ihre eigene Gerechtigkeit. Jetzt erkannten sie diese im Vergleich mit der Gerechtigkeit Christ, die alleine vor Gott gilt, als schmutzige Kleider an. Obwohl sie nicht öffentliche Übertreter waren, wurden sie in ihren Herzen getadelt und erniedrigt. Sie haben an Stelle ihres himmlischen Vaters andere Götzen gehabt. Sie kämpften mit ihrer eigenen Kraft, um von der Sünde los zu kommen. Wir sollen so zu Jesus kommen, wie wir sind, unsere Sünden bekennen und unsere hilflosen Seelen unserem mitfühlenden Erlöser übergeben. Dies unterdrückt den Stolz des Herzens und kreuzigt das eigene Ich.“ – Review and Herald, 5. März 1889.

 Diese persönlichen oder lokalen Erweckungen nützten jedoch nicht der Leitung der Adventisten und den Menschen im Allgemeinen. Die Gemeinde als solchen setzte ihre Niedergang fort und fort. Dies wird klar in den Schriften von E. G. White dargelegt, wie sie es zur Jahrhundertwende bezeugt:
 
   „Überall sehen wir Menschen, die viel Licht und Erkenntnis hatten, aber vorsätzlich das Schlechte wählen. Da sie keine Lebensreform versuchen, wird es immer schlimmer mit ihnen.“ – Zeugnisse für die Gemeinde, Band 7, S. 64.