Die Gefahren und Vorrechte der letzten Tage

„Denn es ist erschienen die heilsame Gnade Gottes allen Menschen und züchtigt uns, dass wir sollen verleugnen das ungöttliche Wesen und die weltlichen Lüste, und züchtig, gerecht und gottselig leben in dieser Welt und warten auf die selige Hoffnung und Erscheinung der Herrlichkeit des großen Gottes und unsers Heilandes, Jesu Christi, der sich selbst für uns gegeben hat, auf dass er uns erlöste von aller Ungerechtigkeit und reinigte sich selbst ein Volk zum Eigentum, das fleißig wäre zu guten Werken.“ (Titus 2, 11-14.)

Für die frühchristliche Gemeinde war die Erwartung der Wiederkunft Jesu Christi eine gesegnete Hoffnung, und so wurde sie durch den Apostel beschrieben. Sie warteten auf den Sohn Gottes, der vom Himmel kommen sollte und liebten sein Erscheinen. Solange die bekenntlichen Nachfolger Christi diese Hoffnung hegten, waren sie ein Licht in dieser Welt. Aber es war nicht Satans Absicht, dass sie ein Licht in dieser Welt sein sollten, und weil die Ungerechtigkeit überhand nahm, erkaltete die Liebe in vielen, und wie der faule Knecht sagten sie: „Mein Herr kommt noch lange nicht.“ (Matthäus 24, 48.) Als Folge des Verlustes des Glaubens an das Kommen Jesu fing der faule Knecht an seine Mitknechte zu schlagen und mit den Trinkern zu essen und zu trinken.

Satan war da am Wirken, um Abfall in der ersten Gemeinde zu bewerkstelligen; und um das zu erreichen, führte er Lehren ein, durch die der Sauerteig des Unglaubens bezüglich Christus und seiner Wiederkunft die Gemeinde durchsäuerte. Der Widersacher Gottes und der Menschen warf seinen höllischen Schatten auf den Weg der Gläubigen, verdunkelte ihren Stern der Hoffnung und sogar ihren Glauben an die herrliche Wiederkunft des großen Gottes und Erlösers Jesus Christus.

Die Hoffnung, die ihnen so kostbar war, verlor ihre Anziehungskraft. Die besonderen Verführungen Satans löschten fast vollständig das Licht der Erlösung aus, die durch die Verdienste des gekreuzigten und auferstandenen Heilands erwirkt wurden, und die Menschen wurden dazu gebracht, die Versöhnung durch ihre eigenen Werke bewirken zu wollen, nämlich durch Fasten, Buße und Zahlungen an die Kirche. Es war dem natürlichen Herzen angenehmer, auf diese Weise Rechtfertigung zu suchen, als sie durch Reue, Glauben und Gehorsam gegen die Wahrheit zu erlangen...

Wie viele von denen, die behaupten, an die baldige Wiederkunft des Erlösers zu glauben, sind wieder zurückgefallen? Wie viele von ihnen haben ihre erste Liebe verloren und passen auf die Beschreibung der Gemeinde Laodizea, die weder warm noch kalt ist? Satan wird sein Möglichstes tun, um sie in einem Zustand der Gleichgültigkeit und Benommenheit zu halten. Möge der Herr seinem Volk die Gefahren offenbaren, die vor ihnen liegen, damit sie aus ihrem geistlichen Schlummer aufwachen, ihre Lampen schmücken und wartend gefunden werden, wenn der Bräutigam von der Hochzeit kommt.

Die Tage, in denen wir leben, sind ereignisreich und voller Gefahren. Die Zeichen des Endes verdichten sich um uns herum, und wir sehen Ereignisse, die weitaus schlimmer sind, als die Welt es je erlebt hat... Es besteht große Notwendigkeit, dass unser geschwächter Glaube erwacht und dass wir uns die Beweise der nahenden Wiederkunft unseres Herrn immer vor Augen halten, sodass wir nicht nur auf ihn warten, sondern auch wachend und betend gefunden werden. Wir sollen nicht in träger Erwartung gefunden werden, denn das führt nur zu einer Sorglosigkeit im Leben und zu einem fehlerhaften Charakter. Wir müssen begreifen, dass die Gerichte Gottes bald über diese Erde hereinbrechen werden, und wir sollen ernsthafter denn je der Welt die Warnungen vorbringen, die unser Herr uns aufgetragen hat...

Es soll jeder, der behauptet, an die baldige Wiederkunft unseres Herrn zu glauben, die Schrift durchforschen, so wie er es noch nie vorher getan hat. Satan ist entschlossen, jede mögliche Verführung anzuwenden, um die Seelen in Finsternis zu belassen und ihren Verstand vor den Gefahren der Zeiten, in denen wir leben, zu verblenden. Jeder Gläubige soll seine Bibel mit ernstem Gebet an sich nehmen, damit er vom Heiligen Geist erleuchtet werden kann, um die Wahrheit zu erkennen und mehr über Gott und Jesus, den er gesandt hat, zu erfahren. Suchet nach der Wahrheit wie nach einem verborgenen Schatz und enttäuscht den Feind. Wir befinden uns jetzt in der Zeit der Prüfungen, denn der Laute Ruf des dritten Engels hat gerade in der Offenbarung der Rechtfertigung durch Jesus Christus, den Sünden vergebenden Erlöser, begonnen. Das ist der Anfang des Lichts des Engels, dessen Herrlichkeit die ganze Welt erfüllen soll. Es ist das Werk jedes Einzelnen, zu dem die Warnungsbotschaft durchgedrungen ist. Dieses Werk bedeutet, Jesus zu erhöhen, ihn der Welt als den darzustellen, der im Schattendienst offenbart wurde, dargestellt in Symbolen, offenbart in den Offenbarungen der Propheten und unverhüllt in den Lektionen, die den Jüngern Jesu gegeben wurden, sowie in den herrlichen Wundern, die für die Menschenkinder vollbracht wurden. Suchet in der Schrift, denn sie zeugt von mir.

Wenn du in der Trübsalszeit bestehen willst, dann musst du Jesus kennen, dir sein Geschenk der Rechtfertigung aneignen, die er dem reuigen Sünder zurechnen will. Menschliche Weisheit wird nicht helfen können, einen Erlösungsplan zu erdenken. Die menschliche Philosophie ist umsonst, die Früchte der erhabensten Menschenkräfte sind wertlos im Vergleich zum großen Plan des Meisterlehrers. Keine Ehre wird dem Menschen zuteil, alle menschliche Hilfe und Herrlichkeit liegt im Staub, denn die Wahrheit, so wie sie ist, finden wir bei Jesus; er ist der Einzige, durch den der Mensch gerettet werden kann.

Der Mensch hat den Vorteil, mit Jesus verbunden zu sein. Da begegnen sich das Göttliche und das Menschliche. Diese Vereinigung ist des Menschen einzige Hoffnung, und auf diese muss sich der Mensch auch verlassen. Der Geist Gottes berührt die Seele und erneuert ihre Kräfte, so dass der Mensch eine neue Kreatur in Jesus Christus wird. Er ist erschienen, um Leben und Unsterblichkeit zu bringen. Er sagt: „Die Worte, die ich rede, die sind Geist und sind Leben.“ (Johannes 6, 63.) Der Psalmist erklärt: „Wenn dein Wort offenbar wird, so erfreut es und macht klug die Einfältigen.“ (Psalm 119, 130.)

Lasst uns daher das Wort Gottes studieren, damit wir den erkennen, in dem keine Finsternis ist. Jesus sagt: „Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben.“ (Johannes 8, 12.) Das Thema, welches des Sünders Herz anzieht, ist der gekreuzigte und auferstandene Jesus Christus. Jesus wurde der Welt am Kreuz von Golgatha in unvergleichlicher Liebe offenbart. Präsentiert ihn so der hungernden Menge, und das Licht seiner Liebe wird die Menschen von der Finsternis zum Licht bekehren, von der Übertretung zum Gehorsam und zu wahrer Heiligkeit.

Das Schauen des gekreuzigten Heilands am Kreuz von Golgatha verdeutlicht dem Gewissen den abscheulichen Charakter der Sünde wie nichts anderes. Die Sünde war es, die den Tod des geliebten Sohnes Gottes verursachte, und Sünde ist Übertretung des Gesetzes. Auf ihn wurden alle unsere Sünden gelegt. Dann stimmt der Sünder zu, dass das Gesetz Gottes gut ist, denn er erkennt, dass es die falschen Taten verurteilt, während er die unvergleichliche Liebe Gottes preist, die ihm die Erlösung durch seine verliehene Gerechtigkeit zuteil werden lässt – von ihm, der keine Sünde kannte und in dessen Mund kein Falsch gefunden wurde.

Die Wahrheit ist wirkungsvoll, und durch die Kraft des Gehorsams verwandelt sie die Gesinnung in das Ebenbild Jesu Christi. Es ist die Wahrheit, wie sie in Jesus ist, welche das Gewissen erfrischt und den Verstand umwandelt, wenn sie dem Herzen durch den Heiligen Geist nahe gebracht wird. Es gibt viele, denen geistliches Unterscheidungsvermögen fehlt, die den nackten Buchstaben des Wortes Gottes nehmen und dann feststellen, dass das nicht vom Geist Gottes begleitet wird. Es erfrischt nicht die Seele und heiligt nicht das Herz. Es mag jemand das Alte und Neue Testament zitieren können, er mag mit den Geboten und Verheißungen des Wortes Gottes vertraut sein, aber wenn der Heilige Geist nicht die Wahrheit ins Herz sendet, welches den Verstand mit dem göttlichen Licht erleuchtet, dann wird keine Seele auf den Felsen fallen und zerschellen, denn es ist der himmlische Helfer, der die Seele mit Gott verbindet. Ohne die Erleuchtung durch den Geist Gottes werden wir Irrtum von Wahrheit nicht unterscheiden können. Wir werden unter den meisterhaften Versuchungen und Verführungen fallen, die Satan über diese Welt bringen wird. Wir sind dem großem Endkampf zwischen dem Fürsten des Lichts und dem Fürsten der Finsternis sehr nahe. Sehr bald werden die Versuchungen des Feindes unseren Glauben auf die Probe stellen, und es wird sich herausstellen, welcher Art er ist. Satan wird vor dem Tier Wunder vollbringen und verführen, „die auf Erden wohnen, um der Zeichen willen, die ihm gegeben sind zu tun vor dem Tier.“ (Offenbarung 13, 14.)

Obwohl der Fürst der Finsternis arbeiten wird, um die ganze Welt mit Finsternis zu bedecken, wird der Herr seine bekehrende Macht offenbaren. Ein Werk ist zu Ende zu führen, welches dem nach der Ausgießung des Heiligen Geistes in den Tagen der ersten Jünger gleicht, als sie Jesus, den Gekreuzigten, predigten. Viele werden sich an einem Tag bekehren, denn die Botschaft wird von großer Kraft begleitet werden.

Dann wird gesagt, „dass unser Evangelium ist bei euch gewesen nicht allein im Wort, sondern auch in der Kraft und in dem heiligen Geist.“ (1. Thessalonicher 1, 5.) Es ist der Heilige Geist, der die Menschen zu Christus zieht, denn er offenbart die Dinge Gottes den Menschen. Jesus sagte: „Derselbe wird mich verklären; denn von dem Meinen wird er’s nehmen und euch verkündigen.“ (Johannes 16, 14.)

Das Werk des Heiligen Geistes ist unermesslich groß. Aus dieser Quelle bekommt der Arbeiter Gottes seine Kraft und Wirkung. Der Heilige Geist ist genauso ein Tröster, wie es die persönliche Gegenwart Jesu für die Seele ist. Wer in einfacher und kindlicher Weise im Glauben zu Jesus aufschaut, wird durch den Heiligen Geist zum Teilhaber der göttlicher Natur. Wenn der Heilige Geist führt, dann kann der Christ gewiss sein, dass er in dem vollkommen gemacht wird, der das Haupt von allem ist. Wie Jesus zu Pfingsten verherrlicht wurde, so wird er am Ende des Evangeliumswerkes wieder verherrlicht werden, wenn er sein Volk vorbereitet hat, damit es in der letzten abschließenden Auseinandersetzung des großen Kampfes bestehen kann...

Das Volk Gottes soll aus ihrer Gemeinschaft mit den Weltmenschen und den Übeltätern herausgerufen werden, um im Kampf für Gott gegen die Mächte der Finsternis zu kämpfen. Wenn die Erde von der Herrlichkeit Gottes erleuchtet wird, werden wir ein ähnliches Werk sehen wie das, welches die Jünger verrichteten, als sie mit dem Heiligen Geist ausgerüstet waren und die Macht des auferstandenen Heilands verkündigten. Das Licht des Himmels durchdrang die verdunkelten Sinne derer, die vom Feind Christi verführt worden waren, und sie verwarfen die falsche Darstellung Jesu. Somit konnten sie durch die Wirkung des Heiligen Geistes Jesus als den erhöhten Fürsten und Erlöser erkennen, der Israel zur Reue führte und ihnen Vergebung der Sünden brachte. Sie sahen ihn umgeben von der Herrlichkeit des Himmels, mit unendlichen Schätzen in seinen Händen, die er denen schenken wollte, die sich von der Rebellion abkehrten. Als die Apostel die Herrlichkeit des eingeborenen Sohnes darlegten, rührte das die Herzen von 3.000 Seelen; diese erkannten, wie sie waren, sündig und verschmutzt, und erkannten Jesus als ihren Erlöser und Retter. Jesus wurde erhöht, er wurde verherrlicht, und zwar durch die Kraft des Heiligen Geistes, welcher auf den Menschen ruhte. Mit den Augen des Glaubens sahen diese Gläubigen Jesus als den, der Demütigungen erduldete, der Leiden und den Tod ertrug, damit sie nicht verloren gingen, sondern das ewige Leben hätten. Als sie auf seine tadellose Gerechtigkeit schauten, sahen sie ihre eigene Unzulänglichkeit und Unreinheit und wurden von Gottesfurcht, Liebe und Anbetung für den erfüllt, der sein Leben für sie gegeben hatte. Sie demütigten sich bis in den Staub, bereuten ihre verdorbenen Taten und verherrlichten Gott für ihre Erlösung.

Sie sagten zueinander: „Dieser ist’s, der der Völlerei angeklagt war, weil er mit den Zöllnern und Sündern aß. Er ist derjenige, der gebunden, ausgepeitscht und gekreuzigt wurde. Wir glauben an ihn, als den Sohn Gottes, den Fürsten und Erlöser.“ Die Offenbarung Christi durch den Heiligen Geist ließ sie seine Macht und Majestät wahrnehmen; sie streckten ihre Hände im Glauben aus und sagten: „Ja, ich glaube“. Das geschah zur Zeit des Frühregens, aber der Spätregen wird weitaus umfassender sein. Der Erlöser der Menschen wird verherrlicht werden, und die Erde wird von dem hellen Schein der Strahlen seiner Gerechtigkeit erleuchtet.

Er ist die Quelle des Lichts, und das Licht der angelehnten Tore scheint auf das Volk Gottes, so dass es ihn in seinem herrlichen Charakter vor denen erhöhen kann, die in der Finsternis sind.

Jesus ist noch nicht in Verbindung mit dem Gesetz Gottes als treuer und barmherziger Hohepriester präsentiert worden, der in allem geprüft wurde wie wir, der aber ohne Sünde blieb. Er ist noch nicht vor den Sündern als das göttliche Opfer erhöht worden. Seines Werks als Opfer, Stellvertreter und Bürge ist nur kalt und oberflächlich gedacht worden, aber gerade das muss der Sünder wissen. Der Sünder muss den Sünden vergebenden Heiland in seiner Fülle erkennen, denn die unvergleichliche Liebe Christi und das Wirken des Heiligen Geistes werden dem verhärteten Herzen die Überzeugung und Bekehrung bringen. Es ist der göttliche Einfluss, der den Geschmack des Salzes im Christen darstellt. Viele bringen die Lehre und unsere Glaubenstheorien, aber ihre Darstellungen sind Salz ohne Geschmack. Der Heilige Geist wirkt nicht durch ihren treulosen Dienst. Sie haben ihr Herz nicht für die Gnade Gottes geöffnet, und sie kennen das Wirken des Heiligen Geistes nicht. Sie sind wie eine Mahlzeit ohne Sauerteig, denn es gibt keine Grundsätze in ihrer Arbeitsweise und sie versagen darin, Seelen für Christus zu gewinnen. Sie nehmen die Gerechtigkeit Christi nicht an, es ist ein Kleid, welches sie nicht tragen, eine Fülle, die nicht erkannt, und eine Quelle, aus der nicht geschöpft wird.

O, wenn doch das Versöhnungswerk Christi nur studiert würde! O, wenn alle sorgfältig und unter Gebet das Wort Gottes studieren würden, nicht um mit anderen kontroverse Lehrpunkte zu debattieren, sondern damit sich eine hungernde Seele daran laben kann, so wie der Durstige sich an der frischen Lebensquelle erfrischt. Wenn wir die Schrift mit demütigem Herzen erforschen, unsere Schwachheit und Nichtigkeit spüren, dann wird Jesus in uns seine Kostbarkeit enthüllen. Wenn wir Teilhaber der göttlichen Natur werden, dann werden wir entsetzt auf all unsere Selbsterhöhung schauen, und das, was wir als Weisheit angesehen hatten, wird uns als wertloses Zeug und Dreck erscheinen. Diejenigen, die sich zu Diskutanten erzogen haben, die sich selbst als scharfsinnige und eifrige Menschen angesehen haben, werden erkennen, dass ihr Opfer den gleichen Wert hat wie das Opfer Kains, denn es ermangelt der Gerechtigkeit Christi.

O, dass wir doch als Volk unsere Herzen vor Gott demütigten und um die Ausgießung des Heiligen Geistes flehen würden! Wenn wir demütig und zerschlagenen Herzens zu ihm gekommen wären, dann hätte er gemäß seiner eigenen Aussage uns mehr des Heiligen Geistes geben können, als Eltern ihren Kindern gute Gaben geben können. Dann würde Jesus verherrlicht werden, und in ihm würden wir die Fülle der Gottheit erkennen. Denn Jesus sagte über den Tröster: „Derselbe wird mich verklären; denn von dem Meinen wird er’s nehmen und euch verkündigen.“ (Johannes 16, 14.) Das ist für uns das Wichtigste. Denn „das ist aber das ewige Leben, dass sie dich, der du allein wahrer Gott bist, und den du gesandt hast, Jesum Christum, erkennen.“ (Johannes 17, 3.)“ – The Review and Herald, 22. und 29. November 1892.

Nach oben