Gleichgültig oder unentschlossen?


Wenn wir von den Begriffen Gleichgültigkeit und Indifferenz [neudeutsch] lesen, könnte man meinen, sie seien identisch, da sie vom Sinn her so eng beieinander liegen. Das Lexikon erklärt sie jedoch folgendermaßen: Gleichgültigkeit bezeichnet einen Wesenszug des Menschen, welcher Gegebenheiten und Ereignisse hinnimmt, ohne diese zu werten, sich dafür zu interessieren und ohne sich ein moralisches Urteil darüber zu bilden. [sinngemäß: Es ist so, wie es ist – Anm. d. Red.]
Indifferentismus beschreibt eine permanent gleichgültige Einstellung gegenüber Entscheidungsfragen. Der Indifferentist trifft zumeist aus mangelndem Interesse keine Entscheidung und lässt die Frage offen. [Das ist mir zu mühßig… etc, mich damit auseinanderzusetzen – Anm. d. Red.] – Quelle: wikipedia.de
Als der treue Zeuge die Worte des oben genannten Leitgedankens zur Gemeinde Laodizea sprach, bezog er sich auf einen (Wesens-) Zustand, der außerhalb jeglicher Reichweite der Gnade Gottes steht. Gott kann diesen Zustand nicht tolerieren, obwohl der Mensch scheinbar nichts Böses tut.
Gott hat uns jedoch nur zwei Möglichkeiten der Entscheidung gegeben: „Eure Rede aber sei: Ja, ja; nein, nein. Was darüber ist, das ist vom Übel.” (Matthäus 5, 7.) Eine dritte Variante, die wir umgangssprachlich „jein” nennen, gibt es beim Herrn nicht und ist ihm ein Gräuel.

Gleichgültigkeit… im Fall Kains

„Es begab sich nach etlicher Zeit, dass Kain dem Herrn Opfer brachte von den Früchten des Feldes.” (1. Mose 4, 3.) Als Kain sein Opfer von den Früchten des Landes brachte, war er gleichgültig gegenüber den Forderungen Gottes. Er befand es für richtig, das zu opfern, was seine Hände erarbeitet hatten und lehnte dadurch das (sinnbildliche und tatsächliche) Opfer Jesu Christi ab, der für ihn sterben sollte. Dass er dadurch ungehorsam wurde, verstand er zunächst nicht. Dieser Ungehorsam wiederum verursachte Eifersucht in ihm, der ihn schließlich zum Mörder seines leiblichen Bruders machte.

…im Fall Esaus

„Aber Jakob sprach: Verkaufe mir heute deine Erstgeburt. Esau antwortete: Siehe, ich muss doch sterben; was soll mir denn die Erstgeburt? Jakob sprach: So schwöre mir heute. Und er schwur ihm und verkaufte also Jakob seine Erstgeburt.” (1. Mose 25, 31-33.)
„Wegen seiner Gleichgültigkeit gegenüber den göttlichen Bedingungen und Segnungen wird Esau in der Heiligen Schrift ein ‚Gottloser’ (Hebräer 12, 16) genannt. Er ist ein Vertreter derer, welche die Erlösung durch Christus für sich selbst geringschätzen und schnell dabei sind, ihr himmlisches Erbe für die vergänglichen Dinge dieser Welt dranzugeben… Sie begreifen sehr wohl, dass man diese verderblichen Freuden nicht genießen und dennoch den Himmel gewinnen kann, und so gehen sie schließlich den Weg zum ewigen Leben nicht weiter, weil er ihnen zu schmal erscheint.” – Patriarchen und Propheten, S. 159.

Indifferentismus… im Fall Lots

„Da er [Lot] aber verzog, ergriffen die Männer ihn und sein Weib und seine zwei Töchter bei der Hand, darum dass der Herr ihn verschonte, und führten ihn hinaus und ließen ihn draußen vor der Stadt.” (1. Mose 19, 16.)
Hätten die Engel Lot nicht an der Hand aus der Stadt geführt, wäre er auch mit ihnen allen umgekommen. Er konnte sich nicht entscheiden und von dem trennen, was er lieb gewonnen hatte. Wider besseres Wissen zögerte er bis zur allerletzten Minute.

… im Fall Davids

„Absalom aber hatte Kundschafter ausgesandt in alle Stämme Israels und lassen sagen: Wenn ihr der Posaune Schall hören werdet, so sprecht: Absalom ist König geworden zu Hebron.” (2. Samuel 15, 10.)
„Durch die stets gegenwärtige Erinnerung an seine eigene Übertretung des göttlichen Gesetzes schien David moralisch gehemmt zu sein. Vorher mutig und entschlossen, war er jetzt schlaff und unentschlossen. Sein Einfluss beim Volke ließ nach. Und all das begünstigte natürlich die Pläne seines entarteten Sohnes…. Davids Gleichgültigkeit und Unentschlossenheit übertrugen sich schließlich auf seine Untergebenen… Geschickt nutzte Absalom jede Unzufriedenheit darüber zu seinem Vorteil aus.” – Patriarchen und Propheten, S. 704. 705.
Eine Sünde zieht die andere nach sich. David wusste, dass er Mitschuld trägt an dem ganzen Geschehen und anstatt auf Gott zu vertrauen, verkroch er sich vor der Verantwortung.
„Gleichgültigkeit und Neutralität in einer religiösen Krise wird von Gott als ein schweres Verbrechen betrachtet, als schlimmste Art der Feindseligkeit gegen Gott.“ – Zeugnisse, Bd. 3, S. 297.

Weitere Gründe für mangelnde Entschlussfreudigkeit

Manche haben keinen Mut, etwas zu verändern, sie sehen keinen Sinn darin, für etwas zu kämpfen oder sie sind hoffnungslos mit der Situation überfordert.
So erging es auch Eli:
„Gott machte Eli als Priester und Richter für den sittlichen und geistlichen Stand seines Volkes verantwortlich, insbesondere für den Charakter seiner Söhne. Zunächst mochte er versuchen, deren Boshaftigkeit mit milden Maßnahmen zu zügeln. Als das nicht gelang, hätte er das Übel mit den härtesten Mitteln unterdrücken müssen. Er tat es nicht und zog die Schuldigen nicht zur Rechenschaft. Darum lud er Gottes Missfallen auf sich. Man konnte sich nicht mehr darauf verlassen, dass er in Israel Ordnung hielt. Wer keinen Mut hat, Unrecht zu missbilligen, oder sich aus Gleichgültigkeit nicht ernsthaft darum bemüht, Klarheit in der Familie oder in der Gemeinde Gottes zu schaffen, wird für die schlimmen Folgen seiner Pflichtversäumnis zur Verantwortung gezogen werden. Wir sind für das Böse, dem wir bei andern kraft unserer Autorität als Eltern oder Prediger entgegentreten könnten, genauso verantwortlich, als hätten wir es selbst getan.” – Patriarchen und Propheten, S. 560.

Gleichgültigkeit und Unentschlossenheit in der heutigen Zeit

„Wer wahre Liebe zu Christo hat, kann nicht gleichgültig noch untätig bleiben.” – Zeugnisse für Prediger, S. 211.
Warum ist der Mensch dann so oft gleichgültig oder unentschlossen? Hier mag es verschiedene Antworten geben, aber mit Sicherheit ist auch eine Tatsache der Fall: Die Prioritäten sind verschoben.
Wenn mir etwas wichtig ist, dann bin ich niemals gleichgültig, niemals unentschlossen. Gleichgültig sind wir immer dann, wenn wir ohne Liebe sind. Das kann gegenüber uns selbst sein oder auch gegenüber dem Nächsten.

Als Jesus sagte: „Du sollst Gott, deinen Herrn, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von allen Kräften und von ganzem Gemüte und deinen Nächsten als dich selbst” (Lukas 10, 27), sprach er von der richtigen Reihenfolge der Liebe. Wenn mir die wahre, göttliche Liebe fehlt, werde ich nicht imstande sein, irgendjemanden zu lieben. Aber wie erlange ich diese göttliche Liebe? Wo finde und lerne ich sie? Indem ich für andere wirke und ihnen Gutes tue, werde ich das Geheimnis der bedingungslosen und erwartungsfreien Liebe kennenlernen. Am besten lernen wir es, wenn wir das Leben Jesu hier auf Erden studieren.

„Wie offenbarte Christus seine Liebe zu armen Sterblichen? Durch Aufopferung seiner Herrlichkeit, seiner Reichtümer und selbst seines kostbaren Lebens. Christus ließ sich herab zu einem Leben der Erniedrigung und großer Leiden. Er setzte sich dem grausamen Spott einer wütenden, mörderischen Menge und dem furchtbar schmerzhaften Tod am Kreuz aus. Christus sagte: ‚Das ist mein Gebot, dass ihr euch untereinander liebet, gleichwie ich euch liebe. Niemand hat größere Liebe denn die, dass er sein Leben lässt für seine Freunde. Ihr seid meine Freunde, so ihr tut, was ich euch gebiete.’ (Johannes 15, 12-14.) Wir beweisen, dass wir Christi Freunde sind, wenn wir seinem Willen bedingungslos gehorchen. Es ist kein Beweis, wenn wir nur sagen und es nicht tun. Der Beweis liegt im Tun, im Gehorchen. Wer gehorcht dem Gebot, einander zu lieben, wie Christus uns geliebt hat?” – Zeugnis, Band 1, S. 717.

Wenn uns der Mühe zu viel geworden ist, wir enttäuscht und entmutigt sind, dann sollen wir an folgendes Zeugnis denken:
„Oft mögen unsere Bemühungen um andere missachtet werden und scheinbar verloren sein. Dies soll jedoch für uns keine Entschuldigung sein, im Gutestun müde zu werden. Wie oft ist Christus gekommen und hat auf den Pflanzen unter seiner Fürsorge Früchte gesucht und nichts als Blätter gefunden? Wir mögen über die Resultate unserer besten Bemühungen enttäuscht sein, aber dies sollte uns nicht zur Gleichgültigkeit gegenüber der Not anderer zum Nichtstun verleiten… Wie oft ist Christus über jene enttäuscht, die sich seine Kinder nennen! Er hat ihnen unmissverständliche Beweise seiner Liebe gegeben. Er wurde arm, damit wir durch seine Armut reich würden. Er starb für uns, damit wir nicht verloren gehen, sondern das ewige Leben haben mögen. Was wäre, wenn Christus sich geweigert hätte, unsere Sünden auf sich zu nehmen, weil ihn so viele verwarfen und nur so wenige seine Liebe und seine unendlichen Segnungen schätzten, die er ihnen brachte! Geduldiges, anstrengendes Bemühen soll ermutigt werden. Jetzt wird Mut benötigt, nicht träge Verzagtheit und ärgerliches Murren. Wir befinden uns in dieser Welt, um für den Meister zu wirken, und nicht um unsere Neigungen und unser Vergnügen zu studieren, uns selbst zu dienen und zu verherrlichen. Warum sollten wir dann untätig und entmutigt sein, weil wir nicht sofort die Resultate sehen, die wir uns wünschen?

Unsere Arbeit besteht darin, uns im Weinberg des Herrn abzumühen, nicht nur für uns selbst, sondern zum Besten anderer. Unser Einfluss auf andere ist entweder ein Segen oder ein Fluch. Wir sind hier, um Charaktere für den Himmel zu bilden. Wir haben etwas zu tun, anstatt über Gottes Vorsehung zu jammern und zu klagen und bittere Dinge gegen uns selbst niederzuschreiben. Unser Widersacher wird uns keine Ruhe gönnen. Wenn wir in der Tat Gottes Kinder sind, werden wir angefochten und hart bedrängt werden. Wir brauchen nicht zu erwarten, dass Satan und Menschen unter seinem Einfluss uns gut behandeln werden. Aber da sind heilige Engel, stark und mächtig, die in allen Kämpfen mit uns sind, wenn wir uns nur als treu erweisen. In der Wüste der Versuchung besiegte Christus Satan unserthalben… Das Halten der Gebote Gottes fordert von uns gute Werke, Selbstverleugnung, Opferbereitschaft und Hingabe zum Besten anderer, nicht dass unsere guten Werke uns retten könnten; aber mit Sicherheit werden wir nicht gerettet ohne gute Werke. Nachdem wir alles getan haben, was wir tun können, sollen wir sagen: Wir haben nichts als unsere Pflicht getan, wir sind nur unnütze Knechte, unwürdig der geringsten Gunst Gottes. Christus muss unsere Gerechtigkeit und die Krone unseres Frohlockens sein.” – Zeugnis, Band 3, S. 556.

Solange ich hadere, jammere und unglücklich über meinen eigenen Zustand bin, werde ich nur tiefer in Depression versinken. Man spricht davon, dass mindestens 15% der Menschen in Deutschland unter Depressionen leiden, das wären allein deutschlandweit über 12 Millionen Menschen. Grundbeschwerden der Depression sind niedergeschlagene Stimmung, negative, verlangsamte Gedankengänge und Konzentrationsstörungen. Leichte bis mittelschwere Depressionen können Traurigkeit und das ständige Bedürfnis zu weinen hervorrufen. Ein schwer depressiver Mensch erlebt hingegen oft das Gefühl der inneren Versteinerung, alles scheint gleichgültig, auch die Teilnahme am Leben anderer fehlt völlig. Hinzu kommen Antriebsstörungen, der Betroffene kann sich nur schwer zu normalen, gewohnten Aktivitäten aufraffen. In ein Geschäft einkaufen zu gehen, kann bereits eine enorme Kraftanstrengung darstellen.
„Seelische Erkrankungen nehmen allenthalben überhand. Neun Zehntel aller Krankheiten, unter denen der Mensch leidet, haben ihre Ursache im seelischen Bereich. Vielleicht gibt es Verdruss im eigenen Heim, der wie ein fressendes Geschwür in die innerste Seele vordringt und die Lebenskräfte schwächt. Manchmal untergraben Gewissensbisse über begangenes Unrecht die seelische und leibliche Verfassung und bringen uns völlig aus dem Gleichgewicht.” – Schatzkammer, Band 1, S. 162.

Satan versucht auf jeden Fall, uns zu entmutigen, zu schwächen und stellt uns die Anforderungen Gottes als etwas Unerreichbares dar, sodass wir verzweifeln. Er möchte uns einreden, dass wir niemals gerettet werden können, da wir so schlecht sind. Alle Menschen sind schlecht und wir hätten auch keine Chance. Dadurch konzentrieren wir uns nur auf unsere Unfähigkeit und Sündhaftigkeit und verlieren Jesus aus den Augen.
„Satan nutzt die Teilnahmslosigkeit und Schläfrigkeit vorgeblicher Christen dazu, seine eignen Reihen zu stärken und Seelen auf seine Seite zu ziehen. Viele glauben, sie seien auf der Seite Christi, auch wenn sie nicht eigentlich für ihn tätig sind. In Wirklichkeit helfen sie dem Feind, Terrain und Vorteile erringen. Dadurch, dass sie es versäumen, für ihren Meister fleißig zu wirken und Pflichten ungetan und Worte unausgesprochen lassen, dulden sie, dass Satan die Herrschaft über Menschen gewinnt, die sonst für Christus hätten gewonnen werden können.  
Solange wir träge und untätig sind, können wir nicht gerettet werden. Es ist unmöglich, dass ein wahrhaft bekehrter Mensch ein nutzloses Leben führt. Ebenso unmöglich ist es, sich gemächlich in den Himmel tragen zu lassen; denn für Faulenzer ist dort kein Platz. Wenn wir uns nicht ernstlich hineinzukommen bemühen, wenn wir nicht alles einsetzen, um die Gesetze des Himmelreiches zu erfassen, sind wir nicht geeignet, dort einst zu wohnen. Denn wer sich weigert, auf Erden Gottes Mitarbeiter zu sein, kann es auch im Himmel nicht werden; es verböte sich von selbst, ihn dort hinzunehmen.” – Christi Gleichnisse, S. 197.

Das Schlimmste an der Gleichgültigkeit und Unentschiedenheit, dessen meist nicht gedacht wird, ist, dass wir das Opfer Jesu verwerfen. Indem wir es nicht in Anspruch nehmen, sondern zweifeln, ob wir gerettet werden können, leugnen wir die Macht des Opfers Christi. Dadurch beleidigen wir Jesus, der für jeden einzelnen von uns gestorben ist und sein Blut wird wertlos. Gott muss uns dann ausspeien…
„Christus vermag, alle bis aufs äußerste zu retten, die im Glauben zu ihm kommen. Er wird sie von aller Befleckung reinigen, wenn sie es ihm gestatten. Wenn sie aber an ihren Sünden festhalten, können sie unmöglich gerettet werden, denn Christi Gerechtigkeit bedeckt keine Sünden, die nicht bereut worden sind. Gott hat erklärt: Alle, die Christus als ihren Erlöser annehmen, die ihn als den annehmen, der ihre Sünden wegnimmt, werden Vergebung ihrer Sünden empfangen. Dies sind die Bedingungen unserer Erwählung. Die Erlösung des Menschen hängt davon ab, ob er Christus im Glauben annimmt. Die ihn nicht annehmen wollen, verlieren das ewige Leben, weil sie es ablehnten, das einzige Mittel in Anspruch zu nehmen, das der Vater und der Sohn für eine verlorengehende Welt vorgesehen haben.” – Bibelkommentar, S. 476.

Möchtest du warm, kalt oder lauwarm sein? Jeder von uns hat die Wahl und ist seines Glückes Schmied. Möge Gott jedem von uns helfen, dass wir die richtige Wahl treffen und uns nicht wie Treibholz von der Strömung des Lebens ins Verderben mitreißen lassen.