Gott nimmt es genau

„Eure Rede aber sei: Ja, ja; nein, nein. Was darüber ist, das ist vom Übel.“ (Matthäus 5, 37.)

Oft versuchen wir Menschen Gott zu interpretieren, und so deuten wir manchmal seine Worte, um sie unserem Verständnis anzupassen. Seine Gebote erscheinen uns schwer, seine Wege tief und seine Gerichte schmerzlich. Seine Worte finden wir manchmal unverständlich; sein Handeln unerforschlich. Menschen tun sich schwer mit Gott. 

Doch Gott ruft und lädt uns ein: „Gib mir, mein Sohn, dein Herz!“ (Sprüche 23, 26.) Aber wir zögern und haben Angst. Warum tun wir uns so schwer mit Gott?
„Denn meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege, spricht der Herr.“ (Jesaja 55, 8.)

Dass wir uns schwer tun, Gottes Wege zu verstehen, liegt weniger an Gottes als an unserem Wesen, denn:
- solange wir unsere Wege gehen wollen, werden wir uns mit Gott schwer tun.
- solange wir die Sünde mehr lieben als Gott, können wir keine anderen Menschen werden.
- solange wir das Zeitliche ewig festhalten und das Ewige auslassen, werden wir Gott nicht verstehen.
- solange wir das Lebensglück im Irdischen suchen, werden wir Gottes Worte als Last empfinden.

Wenn wir aber die Selbstliebe und Sünde loslassen, werden wir uns mit Lust und Freude an Gott festhalten.
Es ist wie mit dem kleinen Jungen, der weinend zur Mutter kommt, weil er die Hand aus der Vase nicht mehr herausbekommt. Die Mutter zieht, und es tut sehr weh. Es geht nicht. Nun versucht es der Vater. Es tut noch mehr weh. Dann sagt der Vater: „Mach die Finger ganz lang und leg den Daumen nach innen. Mach deine Hand ganz schmal!“  „Nein“, sagt der Junge, „das geht nicht, dann muss ich ja die Münze loslassen!“

Solange wir an der Sünde, dem Reichtum, der Begierde und Macht festhalten, tut es weh. Wir werden uns schwer tun mit Gott und seiner Liebe. Wenn wir aber loslassen, können wir alles gewinnen, was unser Herz begehrt.

Gottes Sicht der Dinge

Beispiel Nr. 1:
„Die Flut der Leiden, die aus der Übertretung unserer ersten Eltern hervorging, wird von vielen als zu schreckliche Folge solcher unbedeutenden Sünde angesehen; sie zweifeln deshalb an Gottes Weisheit und Gerechtigkeit… Doch unterwarf er [Gott] Adam in seiner großen Barmherzigkeit keiner harten Prüfung. Und gerade deswegen war die Sünde so schwerwiegend. Wenn Adam nicht einmal die kleinste Probe bestand, dann würde er, mit größerer Verantwortung betraut, auch eine schwerwiegendere Versuchung nicht überwunden haben. Wäre Adam anderseits eine schwere Prüfung auferlegt worden, hätten dem Bösen zugeneigte Menschen sich mit den Worten entschuldigt: ‚Das hier ist eine ganz geringfügige Angelegenheit, und Gott nimmt es bei solch kleinen Dingen nicht so genau.’
Als Eva die verbotene Frucht kostete und auch ihren Mann verleitete, davon zu essen, schien ihr der Ungehorsam gegen Gott geringfügig zu sein. Aber mit ihrer Sünde ergoss sich ein Strom von Leiden in die Welt.“ – Patriarchen und Propheten, S. 37.

Beispiel Nr. 2:
„Achan hatte in seinem Herzen Habgier und Betrug gehegt, bis er gegen die Sünde abgestumpft war und auf diese Weise der Versuchung schnell erlag. Wer es wagt, einer bewussten Sünde nachzugeben, wird beim zweiten Mal noch leichter besiegt werden. Die erste Übertretung öffnet dem Versucher die Tür, der allmählich jeden Widerstand bricht, bis er die Festung der Seele voll in Besitz genommen hat…
Für einen babylonischen Mantel und armselige Schätze von Gold und Silber verkaufte sich Achan der Sünde und brachte den Fluch Gottes über sich. Er verlor den Anspruch auf Reichtümer in Kanaan und alle Aussichten für die Zukunft auf das unvergängliche Erbe auf der neuen Erde. Es war tatsächlich ein furchtbarer Preis für die unrechtmäßig erworbene Beute! ... Es gibt heute viele, die Achans Sünde als unbedeutend einstufen und sein Vergehen entschuldigen würden. Das liegt aber daran, dass sie das Wesen der Sünde und ihre Folgen nicht erkannt und auch die Heiligkeit Gottes und seiner Forderungen nicht verstanden haben. Es wird oft gesagt, dass Gott es nicht so genau nimmt, ob wir genau auf sein Wort achten und ob wir die Gebote seines heiligen Gesetzes befolgen. Doch der Bericht darüber, wie Gott mit Achan verfuhr, sollte uns eine Warnung sein. Er wird den Schuldigen auf keinen Fall reinwaschen.“ – Bibelkommentar, S. 68 (Hervorhebung durch den Autor.)

Beispiel Nr. 3:
„So spricht der Herr Zebaoth: Ich habe bedacht, was Amalek Israel tat und wie er ihm den Weg verlegte, da er aus Ägypten zog. So zieh nun hin und schlage die Amalekiter und verbanne sie mit allem, was sie haben; schone ihrer nicht sondern töte Mann und Weib, Kinder und Säuglinge, Ochsen und Schafe, Kamele und Esel! ... Aber Saul und das Volk verschonten den Agag, und was gute Schafe und Rinder und gemästet war, und die Lämmer und alles, was gut war, und wollten‘s nicht verbannen; was aber schnöde und untüchtig war, das verbannten sie.“ (1. Samuel 15, 2. 3. 9, Hervorhebung durch den Autor.)

Doch das war scheinbar nicht genug des Ungehorsams. Samuel fragte: „Warum hast du nicht gehorcht der Stimme des Herrn, sondern hast dich zum Raub gewandt und übel gehandelt vor den Augen des Herrn? Saul antwortete Samuel: „Habe ich doch der Stimme des Herrn gehorcht und bin hingezogen des Wegs, den mich der Herr sandte, und habe Agag, der Amalekiter König, gebracht und die Amalekiter verbannt; aber das Volk hat vom Raub genommen, Schafe und Rinder, das Beste unter dem Verbannten, dem Herrn deinem Gott, zu opfern in Gilgal.“ (Verse 19-21, Hervorhebung durch den Autor.)

Beispiel Nr. 4:

David holt die Bundeslade nach Jerusalem: „Da sie aber kamen zur Tenne Chidon, reckte Usa seine Hand aus, die Lade zu halten; denn die Rinder schritten beiseit aus. Da erzürnte der Grimm des Herrn über Usa, und er schlug ihn, darum dass er seine Hand hatte ausgereckt an die Lade, dass er daselbst starb vor Gott.“ (1. Chronik 13, 9. 10.)

„Usas Schicksal war göttliches Gericht für die Verletzung eines ausdrücklichen Gebotes. Nicht umsonst hatte der Herr durch Mose genaue Anweisungen über die Beförderung der Lade gegeben. Nur die Priester, Aarons Nachkommen, durften sie berühren oder anschauen, wenn sie unbedeckt war. Gott hatte gesagt: ‚Dann sollen die Söhne Kehath kommen, um es zu tragen. Sie sollen aber das Heilige selbst nicht anrühren, dass sie nicht sterben.‘ (4. Mose 4, 15.) Erst wenn die Priester die Lade bedeckt hatten, sollten die Kehathiter sie an den Stäben aufnehmen, die an jeder Seite angebracht waren und niemals entfernt wurden. Den Gersonitern und Meraritern, die für die Vorhänge, Bretter und Pfeiler der Stiftshütte zu sorgen hatten, gab Mose Wagen und Rinder zur Beförderung. ‚Den Söhnen Kehaths aber gab er nichts, weil sie den Dienst am Heiligtum hatten und es auf ihren Schultern tragen mussten.’ (4. Mose 7, 9.) In der Art, wie man die Bundeslade von Kirjath-Jearim abholte, lag eine offenkundige, unentschuldbare Missachtung der Anweisung des Herrn.“ – Patriarchen und Propheten, S. 682.

„Usa war ärgerlich über die Rinder, weil sie stolperten; er traute Gott nicht zu, seine Lade beschützen zu können, obwohl Gott selbst sie aus dem Lande der Philister zurückgebracht hatte. Die begleitenden Engel schlugen Usa für seine ungeduldige Vermessenheit nieder, weil er seine Hand nach der Lade ausgestreckt hatte.“ – Die Geschichte der Erlösung, S. 181.

Gott ist heilig. Sein Gesetz ist heilig. Seine Worte sind heilig. Glauben wir das? Wenn ja, dann dürfen wir uns nicht erlauben zu entscheiden, was heilig ist und was nicht.
Oft sind wir Menschen gedankenlos. Aber warum? Weil wir uns einfach nichts dabei denken… Doch jemanden oder etwas nicht wichtig zu nehmen, ist verletzend. Wenn wir nicht aufpassen, rutschen wir leicht in die Vermessenheit Usas herein.

„Manche Menschen halten sich für heilig und behaupten, sie gehörten ganz dem Herrn an; deshalb hätten sie Anspruch auf die Verheißungen Gottes. Sie verweigern aber seinen Geboten den Gehorsam. Diese Übertreter des Gesetzes beanspruchen alles für sich, was Gottes Kindern verheißen ist. Das ist jedoch reine Vermessenheit, denn Johannes erklärt uns, dass sich die wahre Liebe zu Gott im Gehorsam gegen all seine Gebote bekundet. Es genügt nicht, der Wahrheit lediglich theoretisch zuzustimmen... Johannes schrieb diesbezüglich: ‚Wer da sagt: Ich kenne ihn, und hält seine Gebote nicht, der ist ein Lügner, und in solchem ist die Wahrheit nicht. Wer aber sein Wort hält, in dem ist wahrlich die Liebe Gottes vollkommen. Daran erkennen wir, dass wir in ihm sind.’ (1. Johannes 2, 4. 5.) ‚Wer seine Gebote hält, der bleibt in ihm und er in ihm.’ (1. Johannes 3, 24.)“ – Das Wirken der Apostel, S. 560.

Denken wir an Mose in der Wüste, als er den brennenden Busch erblickte. Er musste seine Schuhe ausziehen. Warum?
„Da aber der Herr sah, dass er hinging, zu sehen, rief ihm Gott aus dem Busch und sprach: ‚Mose, Mose!‘ Er antwortete: ‚Hier bin ich.‘ Er sprach: ‚Tritt nicht herzu, zieh deine Schuhe aus von deinen Füßen; denn der Ort, darauf du stehst, ist ein heilig Land!‘“ (2. Mose 3, 4. 5.)

Ähnlich bei Josua: „Und der Fürst über das Heer des Herrn sprach zu Josua: Zieh deine Schuhe aus von deinen Füßen; denn die Stätte, darauf du stehst, ist heilig. Und Josua tat also.“ (Josua 5, 15.)
Was hat uns das zu sagen? Die Erwartung Gottes an uns ist keine geringe: „Darum sollt ihr mir heilig sein; denn ich, der Herr, bin heilig, der euch abgesondert hat von den Völkern, dass ihr mein wäret.“ (3. Mose 20, 26.)

Was ist Heiligung, und wie werden wir heilig?

„Wahre Heiligung ist eine biblische Lehre. Der Apostel Paulus erklärte in seinem Brief an die Thessalonicher: ‚Das ist der Wille Gottes, eure Heiligung.’ (1. Thessalonicher 4, 3.) … Die Bibel lehrt eindeutig, was Heiligung ist und wie sie erlangt werden kann… Durch das Wort und den Geist Gottes werden den Menschen die erhabenen, im Gesetz Gottes verkörperten Grundsätze der Gerechtigkeit erschlossen. Und da das Gesetz Gottes ‚heilig, recht und gut’ ist, ein Abbild der göttlichen Vollkommenheit, so folgt daraus, dass ein im Gehorsam gegen jenes Gesetz geformter Charakter auch heilig sein wird. Christus ist ein vollkommenes Beispiel eines solchen Charakters… Die Nachfolger Christi sollen ihm gleich werden, sollen durch Gottes Gnade Charaktere entwickeln, die mit den Grundsätzen seines heiligen Gesetzes übereinstimmen. Nur so kann biblische Heiligung verstanden werden. Sie kann nur durch den Glauben an Christus, durch die Macht des innewohnenden Geistes Gottes erreicht werden.“ – Der große Kampf, S. 469.

„Lasst uns daran denken, dass Gott heilig ist und dass nur heilige Wesen ewig in seiner Gegenwart wohnen können.“ – Erfahrungen und Gesichte, S. 62.

Sind wir uns bewusst, dass von uns vollkommener Gehorsam verlangt wird?

„Das Gesetz verlangt vollkommenen Gehorsam. ‚Denn so jemand das ganze Gesetz hält und sündigt an einem, der ist‘s ganz schuldig.’ (Jakobus 2, 10.)  Selbst wenn eines der Zehn Gebote übertreten wird, bedeutet dies Untreue gegenüber dem Gott des Himmels. Die kleinste Abweichung von seinen Forderungen, ob es eine nachlässige oder willkürliche Übertretung ist, bedeutet Sünde. Jede Sünde aber gibt den Sünder dem Zorn Gottes preis.“ – Ausgewählte Botschaften, Bd. 1, S. 220.

Da stellt sich die Frage: Wie können wir dann eigentlich gedankenlos und gleichgültig gegenüber unseren Verfehlungen sein oder unbedacht sündigen, anstatt ständig im Gebet zu Gott zu kommen, um überwinden zu können?

Unser Leitgedanke erklärt uns die Grundsätze Gottes ganz klar und in nur wenigen Worten: „Eure Rede aber sei: Ja, ja; nein, nein. Was darüber ist, das ist vom Übel.“ (Matthäus 5, 37.)
Wir sind uns dessen in verschiedenen Momenten bewusst (wenn wir das Wort Gottes hören, es lesen, eine Predigt hören usw.),  – aber sind wir uns dessen auch im Alltag bewusst?

„Welche Arbeit ihr, liebe Brüder und Schwestern, auch verrichtet, tut sie für den Meister. Gebt euer Bestes... Wir sollten nicht erwarten, in diesem Leben Lohn zu empfangen, sondern unseren Blick fest auf den Preis am Ende des Wettlaufes gerichtet halten. Jetzt werden Männer und Frauen gebraucht, die treu zur Pflicht stehen wie die Nadel zum Pol, Männer und Frauen, die zur Arbeit bereit sind, ohne dass ihnen der Weg geebnet und jedes Hindernis entfernt wird.“ – Zeugnisse, Band 5, S. 427.
Vergleichen wir unser Leben mit einem Sportler. Wer damit zufrieden ist, dass er im Rennen mitläuft, wird niemals Sieger.

Im Kampf um die Ewigkeit können wir keine halben Sachen machen. Wir können nicht Gott und dem Mammon dienen. Es gibt nur ein Entweder-oder!
Der schlimmste Zustand, den Gott nicht dulden kann, ist ein entschiedenes Jein! Das ist der Zustand der Gemeinde Laodizeas, die er ausspeien wird aus seinem Mund.
Der Herr sagt: „Ich weiß deine Werke, dass du weder kalt noch warm bist. Ach, dass du kalt oder warm wärest! Weil du aber lau bist und weder kalt noch warm, werde ich dich ausspeien aus meinem Munde.“ (Offenbarung 3, 15. 16.)

„Als ich kürzlich mich umschaute, um die demütigen Nachfolger des demütigen und sanftmütigen Heilandes zu finden, wurde mein Gemüt sehr bewegt. Viele, die bekennen, auf das baldige Kommen Christi zu warten, passen sich dieser Welt an und suchen ernstlicher ihren Beifall als die Anerkennung Gottes. Sie sind kalt und förmlich, gleich den Namenschristen, von denen sie sich kurz vorher absonderten…
Viele von diesen bekenntlichen Christen kleiden sich, reden und handeln wie die Welt; das einzige, woran man sie erkennen kann, ist ihr Bekenntnis. Obgleich sie vorgeben, auf Christus zu warten, dreht sich ihre Unterhaltung nicht um himmlische, sondern um irdische Dinge…“ – Erfahrung und Gesichte, S. 100.

„Die Sorglosen und Gleichgültigen, die sich nicht mit denen vereinten, die das Seelenheil so hoch einschätzten, dass sie dafür beharrlich eintraten und bis aufs äußerste kämpften, erhielten den Sieg nicht. Sie wurden in der Finsternis zurückgelassen. Ihre Plätze nahmen unmittelbar danach andere ein, die die Wahrheit ergriffen.“ – Zeugnisse, Band 1, S. 201.

Denken wir an die folgenden mahnenden Worte: „Beinahe sind sie Christen, aber nicht ganz. Sie scheinen dem Reich Gottes sehr nahe, aber sie kommen nicht hinein. Beinahe, aber nicht ganz gerettet bedeutet: nicht beinahe, sondern ganz verloren!“ – Christi Gleichnisse, S. 78.

Manchmal hört man Folgendes: „Ach, Gott ist doch nicht so kleinlich.“ Nein, das ist er wirklich nicht, er ist nicht kleinlich, er ist genau.
Möge Gott uns helfen, auch genau in allem zu sein, sodass wir Gott immer ähnlicher werden können bis zum vollkommenen Ebenbild Gottes, nach dem wir ursprünglich geschaffen wurden.

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