Die Göttlichkeit und der Mensch

Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde, und die Erde war wüst und leer, und es war finster auf der Tiefe; und der Geist Gottes schwebte auf dem Wasser. Und Gott sprach: Es werde Licht! Und es ward Licht. Und Gott sah, dass das Licht gut war. Da schied Gott das Licht von der Finsternis und nannte das Licht Tag und die Finsternis Nacht. Da ward aus Abend und Morgen der erste Tag.“ (1.Mose 1, 1-5.)
So ist es auch heute noch, wenn die Sonne untergeht: Dann beginnt der nächste Tag, aber diese göttliche Einteilung hat der Mensch auf Mitternacht verändert, und sagt, dass der nächste Tag um Mitternacht beginnt. Gott hat in sechs Tagen alles geschaffen; er ruhte am siebten Tag und sah, dass alles sehr gut war. Wenn der Allwissende spricht: „Es ist sehr gut“, warum muss der geschaffene Mensch da etwas ändern?

Bevor sich Gott mit dieser Erde beschäftigte, existierte er bereits. „Ehe denn die Berge wurden und die Erde und die Welt geschaffen wurden, bist du, Gott, von Ewigkeit zu Ewigkeit.“ (Psalm 90, 2.)
Der weise Salomo schreibt in seinen Sprüchen, dass Jesus Christus eingesetzt ist von Ewigkeit, von Anfang, vor der Erde. (Sprüche 8, 23.)

Am 3. Mai 1899 wurde in The Signs of the Times geschrieben: „Das Dasein Christi vor seiner Fleischwerdung kann nicht in Zahlen ausgedrückt werden.“ Viele Wissenschaftler beschäftigen sich mit der Erde und möchten erforschen, wie alt sie ist, woraus sie besteht und wo Gott herkommt. Wenn wir in Offenbarung 19, 10 lesen: „...die das Zeugnis Jesu haben und das Zeugnis Jesu ist der Geist der Weissagung)”,  und die Prophetie studieren dann werden wir viel lernen und erfahren, und dann brauchen wir uns nicht den Kopf zu zerbrechen, wie alt die Erde ist.

Gott hat aber auch vieles für sich behalten. Es gibt Geheimnisse, die für den menschlichen Verstand zu tief sind, betreffs solcher Geheimnisse ist Schweigen Gold.“ – Das Wirken der Apostel, S. 53.
„Erst durch die Erleuchtung des Heiligen Geistes gelangt das Herz zu wahrer Erkenntnis. Ihre mangelnde Schriftkenntnis und ihre Unwissenheit hinsichtlich der Kraft Gottes bezeichnete er als die Ursache ihrer Glaubensverwirrung und ihrer geistigen Verfinsterung. Sie trachteten danach, die Geheimnisse Gottes in den Rahmen ihres begrenzten Verstandes zu pressen. Christus rief sie dazu auf, sich den heiligen Wahrheiten zu öffnen, die ihr Verständnis erweitern und stärken würden. Tausende verfallen dem Unglauben, weil ihr begrenzter Verstand die Geheimnisse Gottes nicht begreifen kann. Sie können die wunderbare Entfaltung göttlicher Macht in seinen Fügungen nicht erklären. Deshalb lehnen sie die Beweise für diese Macht ab und schreiben sie natürlichen Quellen zu, die sie noch weniger verstehen. Der einzige Schlüssel zu den Geheimnissen, die uns umgeben, besteht darin, in ihnen die Gegenwart und Kraft Gottes zu erkennen. Die Menschen müssen Gott als den Schöpfer des Alls erkennen, der alles anordnet und ausführt. Sie benötigen eine umfassendere Kenntnis seines Wesens und des Geheimnisses seines Wirkens.” – Der große Kampf, S. 530.

Die Erde wurde von Gott für die Menschen geschaffen: Es gab Licht, Wasser, Bäume mit Früchten, Tiere und vieles mehr. Dann sollte jemand das Geschaffene pflegen. So sprach Gott am sechsten Tag: „Lasst uns Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sei“ (1. Mose 1, 26), und so wurde ein Mann und eine Frau geschaffen. (Leider ist das Ebenbild Gott wegen der Sünde verwischt, ja fast zerstört worden). Alles wurde durch das Wort Gottes geschaffen. „Denn so er spricht, so geschieht’s; so er gebeut, so steht’s da“. (Psalm 33, 9.)

In diesen kurzen Sätzen sind schon das Göttliche und die Liebe Gottes zu den Menschen zu erkennen. Von Jesus Christus lesen wir in Sprüche 8, 22: „Der Herr hat mich gehabt im Anfang seiner Wege; ehe er etwas schuf, war ich da. Ich bin eingesetzt von Ewigkeit her, von Anfang, vor der Erde“. „Christus ist der präexistente, aus sich selbst existierende Sohn Gottes… Wenn wir von seiner Präexistenz sprechen, werden unsere Gedanken in ewige Zeiträume zurückgeführt. Er versichert uns, dass es nie eine Zeit gab, in der er nicht in engster Gemeinschaft mit dem ewigen Gott stand. Er, dem die Juden damals zuhörten, war als Gleichberechtigter an Gottes Seite gewesen.“ – Signs of the Times, 29. August 1900.

„Bevor unsere Erde geschaffen wurde, war das Wort schon da, als göttliches Wesen, ja als der ewige Sohn Gottes in Gemeinschaft und im Einssein mit dem Vater. Von Ewigkeit her war er der Mittler des Bundes, der, in dem alle Völker der Erde, sowohl Juden als auch Heiden, gesegnet werden sollten, wenn sie ihn annähmen. ‚Das Wort war bei Gott und Gott war das Wort.‘ (Johannes 1, 1.) Noch bevor Menschen oder Engel geschaffen wurden, war das Wort bei Gott und war selbst Gott.“ – Review and Herald, 5. April 1906.

In dem Buch Patriarchen und Propheten, S. 12 steht geschrieben: „Der Sohn Gottes teilte den Thron mit dem Vater, und die Herrlichkeit des Ewigen, aus sich Lebenden, umschloss sie beide“.
Der Apostel Paulus schrieb an die Römer in Kapitel 11, 33-36: „O, welch eine Tiefe des Reichtums, beides, der Weisheit und Erkenntnis Gottes! Wie gar unbegreiflich sind seine Gerichte und unerforschlich seine Wege! Denn wer hat des Herrn Sinn erkannt, oder wer ist sein Ratgeber gewesen? Oder wer hat ihm etwas zuvor gegeben, dass ihm werde wiedervergolten? Denn von ihm und durch ihn und zu ihm sind alle Dinge. Ihm sei Ehre in Ewigkeit! Amen.“

Das ist die wahre Göttlichkeit ohne Anfang und ohne Ende. Ist es nicht traurig, wenn der Mensch, das geschaffene Wesen, nicht auf Gott vertraut und seine eigenen Wege geht. Wenn wir von Paulus und Silas lesen, welchen Glauben und welch festes Vertrauen sie zu Gott hatten; als sie im innersten des schwer verriegelten Gefängnisses lagen, in Ketten und Fesseln, die Füße im Stock, und größte Qualen leidend, sie dennoch Gott lobten in ihren Schmerzen. Auch Petrus fühlte sich in Gott geborgen, als er im Gefängnis zwischen zwei Kriegsknechten schlief und der Engel des Herrn kam, ihn in die Seite schlug, und sprach: „Stehe behende auf! … Gürte dich und tue deine Schuhe an, wirf deinen Mantel um dich und folge mir nach!“ (Apostelgeschichte 12, 7. 8.) Der Engel führte ihn aus dem Gefängnis, das so schwer bewacht war, dass menschlich gesehen eine Flucht unmöglich war. Erst draußen im Freien, als der Engel wieder von Petrus gewichen war, kam ihm zum Bewusstsein, dass Gott seinen Engel geschickt hatte, um ihn aus der Hand des Herodes zu erretten.
Der allmächtige Gott hat seinen Kindern große Verheißungen gegeben; wir müssen nur glauben und ihm vertrauen, denn er macht alles wohl.

Wenn nur alle Menschen in der Heiligen Schrift lesen und um den Heiligen Geist bitten würden, dass er sie lenkt und leitet! Denn er ist der, der die Menschen erleuchten und die Herzen öffnen kann, dass sie die Wahrheit recht verstehen können. „Suchet in der Schrift; denn ihr meinet, ihr habet das ewige Leben darin; und sie ist’s, die von mir zeuget.“ (Johannes 5, 39.)

Wo war der Mensch bei der Erschaffung der Welt und all diesen großen Ereignissen? Gott sprach zu Hiob: „Wo warst du, da ich die Erde gründete? ... Bist du in den Grund des Meeres gekommen? ... Bist du gewesen, da der Schnee her kommt? ... Kannst du die Bande der sieben Sterne zusammenbinden oder das Band des Orion auflösen?“ (Hiob 38, 4. 16. 22. 31.) Der Mensch neigt von Natur aus dazu, sich selbst höher zu achten als seinen Bruder; er strebt nach seinem Vorteil und versucht, den besten Platz zu erringen. Dadurch entstehen übler Argwohn und Bitterkeit.

„Alles Fleisch ist wie Gras und alle Herrlichkeit der Menschen wie des Grases Blume. Das Gras ist verdorrt und die Blume abgefallen.“ (1. Petrus 1, 24.) „Der Mensch, vom Weibe geboren, lebt kurze Zeit und ist voll Unruhe.“ (Hiob 14, 1.) Ja, dieser Mensch, der nur kurze Zeit lebt, mischt sich in Gottes Angelegenheiten und verändert dessen Grundfesten – aber zu seinem eigenen Nachteil, und doch nimmt sich der liebevolle Gott des Menschen an. „Was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst, und des Menschenkind, dass du sich seiner annimmst?” (Psalm 8, 5.)

Die Behauptung, ohne Sünde zu sein, ist schon an sich ein Beweis, dass der, welcher solche Ansprüche erhebt, weit davon entfernt ist, heilig zu sein. Weil der Mensch keine echte Vorstellung von der unendlichen Reinheit und Heiligkeit Gottes besitzt oder davon, was aus denen werden muss, die mit seinem Charakter übereinstimmen sollen, weil er weder von der Reinheit und erhabenen Lieblichkeit Jesu noch von der Bosheit und dem Unheil der Sünde einen richtigen Begriff hat, darum sieht er sich selbst als heilig an. Je größer die Entfernung zwischen ihm und Christus ist, je unzulänglicher seine Vorstellungen von dem Charakter und den Anforderungen Gottes sind, umso gerechter wird er in seinen eigenen Augen erscheinen.

Dennoch nimmt der liebevolle Gott sich des sündigen Menschen an, egal wo er sich befindet. Er kann noch so tief gefallen sein, Gott hilft ihm aus allen Lagen, wenn es der Mensch will. Gottes Gnade und Barmherzigkeit spricht für jeden.  „Meinest du, dass ich Gefallen habe am Tode des Gottlosen, spricht der Herr, und nicht vielmehr, dass er sich bekehre von seinem Wesen und lebe?” (Hesekiel 18, 23.)
Wir Menschen lassen uns so schnell vom Bösen verführen. Und warum? Weil unsere Verbindung mit Gott nicht eng genug ist, der Spalt oder die Kluft zwischen unserem Gott und uns ist zu groß! Da der Böse uns ständig beobachtet, auf unser Äußeres sieht, auf unsere Handlungen, auch auf unsere Worte, erkennt er womit sich unsere Gedanken beschäftigen. Deshalb müssen wir uns ernstlich bemühen, das zu überwinden, was uns hindern könnte, die Vollkommenheit zu erreichen. Christus sagt: „Ohne mich könnt ihr nichts tun” (Johannes 15, 5), aber mit Christus können wir alles überwinden. „Er bezeugt, dass wir umso mehr in das Bild Gottes verwandelt werden, je enger unsere Verbindung mit Gott und je klarer unsere Erkenntnis von seinen Geboten ist.“ – Patriarchen und Propheten, S. 304.

Nur wenn wir Gott von ganzem Herzen lieben, indem wir seine Gebote halten, in völligem Gehorsam seinem Willen folgen, sein Beispiel nachahmen und uns gänzlich auf ihn verlassen, werden wir in sein Bild verwandelt. So wird das Bild, nach dem der Schöpfer den Menschen am Anfang geschaffen hat – „ein Bild, das uns gleich sei” – wieder hergestellt sein.

Lasset uns danach streben, die himmlische Göttlichkeit zu sehen, wenn wir unser Ziel erreicht haben, um für alle Zeit in der himmlischen Heimat zu sein. „Wir sehen jetzt durch einen Spiegel in einem dunklen Wort; dann aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich es stückweise; dann aber werde ich erkennen, gleichwie ich erkannt bin.” (1. Korinther 13, 12.)
Der gütige Gott möge uns gnädig sein und uns helfen, mit der Hilfe des Heiligen Geistes die Vollkommenheit zu erreichen.

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