Selig ist der Mann, der die Anfechtung erduldet

Wir aber, die wir stark sind, sollen der Schwachen Gebrechlichkeit tragen und nicht gefallen an uns selber haben. Es stelle sich ein jeglicher unter uns also, dass er seinem Nächsten gefalle zum Guten, zur Besserung. Denn auch Christus hatte nicht an sich selber Gefallen, sondern wie geschrieben steht: ‚Die Schmähungen derer, die dich schmähen, sind auf mich gefallen.‘ Was aber zuvor geschrieben ist, das ist uns zur Lehre geschrieben, auf dass wir durch Geduld und Trost der Schrift Hoffnung haben. Der Gott aber der Geduld und des Trostes gebe euch, dass ihr einerlei gesinnt seid untereinander nach Jesu Christo, auf dass ihr einmütig mit einem Munde lobet Gott und den Vater unseres Herrn Jesu Christi. Darum nehmet euch untereinander auf, gleichwie euch Christus hat aufgenommen zu Gottes Lobe. Ich sage aber, dass Jesus Christus sei ein Diener gewesen der Juden um der Wahrhaftigkeit willen Gottes, zu bestätigen die Verheißungen, den Vätern geschehen; dass die Heiden aber Gott loben um der Barmherzigkeit willen, wie geschrieben steht: ‚Darum will ich dich loben unter den Heiden und deinem Namen singen.‘ Und abermals spricht er: ‚Freut euch, ihr Heiden, mit seinem Volk!‘ Und abermals: ‚Lobt den Herrn, alle Heiden, und preiset ihn, alle Völker!‘ Und abermals spricht Jesaja: ‚Es wird sein die Wurzel Jesse‘s, und der auferstehen wird, zu herrschen über die Heiden; auf den werden die Heiden hoffen.‘ Der Gott aber der Hoffnung erfülle euch mit aller Freude und Frieden im Glauben, dass ihr völlige Hoffnung habet durch die Kraft des heiligen Geistes.“ (Römer 15, 1-13.)

Wie bei seinem ersten Kommen die Weissagungen der Propheten in Erfüllung gingen, so werden auch bald alle die Weissagungen in Erfüllung gehen, die von seiner Wiederkunft, von seinem Kommen in Kraft und Herrlichkeit handeln. Die Welt glaubt nicht daran, aber ob sie glaubt oder nicht: die Schrift ist immer in Erfüllung gegangen und wird in Ewigkeit in Erfüllung gehen. Es geht überhaupt nicht so, wie die Menschen es wollen, sondern so, wie Gott es will.

Christus hat es selbst gesagt, dass die Menschen vor seiner Wiederkunft ganz irdisch, ganz weltlich, ganz fleischlich sein und sich sicher fühlen werden, und dass er wie ein Fallstrick über sie kommen wird. Wie die Menschen in den Tagen vor der Sintflut nicht glaubten, sondern aßen und tranken, freiten und ließen sich freien, bis an den Tag, da Noah zu der Arche einging, und achteten es nicht, bis die Sintflut kam und nahm sie alle dahin, so, sagt der Herr, wird es auch sein in den letzten Tagen vor seiner Wiederkunft. Gerade das Überhandnehmen des Unglaubens, der Gottlosigkeit, der falschen Sicherheit sollte uns ein Zeichen sein, dass die Ankunft des Herrn nahe ist. Es gehen auch noch viele andere Zeichen in Erfüllung, die uns die Ankunft des Herrn ankündigen, wie uns im 24. Kapitel des Matthäusevangeliums gesagt wird. Wir hören immer wieder von Kriegen und Kriegsgeschrei; ein Volk empört sich über das andere; es erheben sich falsche Propheten, die die Leute verführen; die Ungerechtigkeit nimmt überhand und die Liebe erkaltet; das Evangelium vom Reich Gottes wird in der ganzen Welt gepredigt, zu einem Zeugnis über alle Völker. Aus diesen und anderen Zeichen sehen wir, dass die Zukunft des Herrn immer näher kommt.

Unser Leben hier soll eine Vorbereitung auf die Wiederkunft des Herrn sein. Denn wenn wir Christi Sinn haben, dann wird der Tag seiner Wiederkunft uns ein Tag ewiger Erlösung und Freude sein.
Lasst uns aus der Heiligen Schrift lernen, wie wir uns vorbereiten sollen:

1.    mit der Bibel in der Hand
2.    mit der Liebe im Herzen
3.    mit der ständigen Verbindung zu unserem Erlöser        

Lasst uns das folgende kurze Gebet ständig in unserem Herzen haben:
„Lieber Herr Jesu, du selbst hast es verheißen, dass du wiederkommen willst, um die Deinen zu erlösen und zur ewigen Herrlichkeit zu führen. Wie du uns am Kreuze geliebt hast, wie du uns täglich liebst, so willst du uns lieben in Ewigkeit. O hilf uns, dass wir als deine wahren Jünger hier wandeln und der Tag deiner Wiederkunft uns ein Tag ewiger Freude und Erlösung werde. Hilf uns, diese kurze Zeit zu nutzen, um die Früchte des Geistes in unserem Charakter zu entwickeln. Amen.“

Wie sollen wir unserem himmlischen Bräutigam entgegengehen? Der Apostel Paulus sagt in  seinem Brief an die Römer: „Was aber zuvor geschrieben ist, das ist uns zur Lehre geschrieben, auf dass wir durch Geduld und Trost der Schrift, Hoffnung haben.“ (Römer 15, 4.)

Die Schrift nennt uns Fremdlinge und Pilger. Und das sind wir in der Tat und sollen das nie aus den Augen verlieren. Wir haben hier keine bleibende Stätte, wir müssen auf unserer Pilgerschaft viele Prüfungen und Beschwerden, viele Leiden und Trübsale, viele Kämpfe und Anfechtungen erdulden. Wenn jemand eine weite Reise durch fremde, unbekannte Länder macht, dann kann er etwas von den Mühen und Beschwerden seiner Reise erzählen. Und wenn wir hier nur Pilger sind, dann müssen wir uns auch auf Mühen und Beschwerden gefasst machen. Wenn jemand dem Herrn Jesus angehört, meinen wir, dass er dann ein ruhiges, unangefochtenes Leben führen kann? Nein! Dann kommen solche Kämpfe und Anfechtungen über uns – bald von außen, bald von innen, von denen die Weltkinder gar keine Ahnung haben.

Was für Kämpfe hatte doch der Apostel Paulus zu bestehen! Was für Anfechtungen kamen über ihn! Er wurde verfolgt von Juden und Heiden, so dass er sagt: „Wir sind täglich geachtet wie Schlachtschafe.“ (Römer 8, 36.) Der Teufel peinigte ihn mit den größten Anfechtungen, so dass er klagen musste, dass Satans Engel ihn mit Fäusten schlugen.

Wie ihm, so geht es auch den Nachfolgern Jesu in der Welt. Bald kommen äußere Leiden und Drangsale über sie, bald haben sie mit den größten inneren Anfechtungen zu kämpfen. Es ist ihnen oft so zu Mute wie den Jüngern auf dem See Genezareth, als der Sturm und die Wellen sie zu verschlingen drohten. Gibt es nicht genug Seelen auch unter uns, die täglich unter den Lasten des Lebens zu seufzen haben? Die mit gedrücktem Herzen ihren Pilgerweg dahinziehen und in den Kämpfen des Lebens dem Verzagen nahe sind? Die von außen vielleicht froh und glücklich scheinen, im Innern aber die schwersten Anfechtungen zu erdulden haben?

Was sollen wir da tun? Wo sollen wir da Licht und Trost suchen? Paulus sagt uns, was wir tun sollen. Wir sollen die Bibel in die Hand nehmen und uns durch Gottes Wort erleuchten und trösten lassen. Paulus weist alle müden, verzagten Pilger auf die Bibel hin, damit sie durch Geduld und Trost der Schrift Hoffnung haben.

Das Wort Gottes ist zu allen Zeiten die Quelle gewesen, aus der die Frommen Trost für ihr angefochtenes, bekümmertes Herz geschöpft haben. Noch immer haben die Frommen bekannt: „Ich wäre schier vergangen in meinem Elende, wo dein Wort nicht mein Trost gewesen wäre.“ (Psalm 119, 92.) Solange ein Mensch die Bibel im Hause hat, hat er eine unversiegbare Quelle des Trostes bei sich. Denn es gibt keinen Kummer, keinen Gram, kein Herzeleid, wofür die Schrift nicht ausreichenden Trost hätte. Die Bibel auf dem Bücherbrett hilft freilich noch nichts, sondern man muss sie in die Hand nehmen, muss darin forschen, muss aus der Bibel Gottes Wege und Gedanken kennen lernen, dann kommt auch immer Licht und Trost ins bekümmerte Herz.

Wir klagen so oft über die Anfechtungen und Kämpfe, die über uns kommen. Gott lässt vieles zu, aber ohne seinen Willen wird kein Haar von unserem Haupte fallen, und der Herr will uns dadurch nur für die ewige Heimat erziehen und zubereiten. Lest doch in seinem Wort: Wo ist ein gläubiges Gotteskind, das ohne solche Anfechtungen und Kämpfe gewesen wäre? Denkt nur an Joseph, an Hiob, an David im Alten Testament. Denkt an unseren Herrn und Heiland, an seine Marter und Pein und seinen bitteren Kreuzestod. Denkt an die Apostel des Herrn, durch wie viel Angst und Not, durch wie viele Leiden und Prüfungen sie hindurch mussten.

Willst du, o Seele, es denn ganz anders haben als sie? Soll Gott dich einen andern Weg führen als sie, da doch geschrieben steht: „Wir müssen durch viel Trübsal ins Reich Gottes eingehen?“ (Apostelgeschichte 14, 22.)

Darum klage nicht über deine Leiden, sondern trage dein Kreuz in Geduld, wie auch sie es getragen haben; es wird und muss dir Segen bringen, weil Gott es dir zu diesem Zweck verordnet hat. Hoffe auf Gott, wie sie gehofft haben; er wird dich nicht ohne Trost lassen. Du wirst zuletzt sehen, warum Gott dich den Kreuzesweg geführt hat, nämlich um dich im Ofen des Elends auserwählt zu machen – um dich durch Leiden zur ewigen Herrlichkeit zu führen.

„Selig ist der Mann, der die Anfechtung erduldet; denn nachdem er bewährt ist, wird er die Krone des Lebens empfangen, welche Gott verheißen hat denen, die ihn liebhaben.“ (Jakobus 1, 12.)

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