Auf dem Weg zur Errettung

Wenn die Gemeinde das Kleid der Gerechtigkeit Christi anlegt und sich in keiner Weise dieser Welt gleichstellt, dann steht ihr der Anbruch eines neuen, herrlichen Tages unmittelbar bevor. Gottes Verheißungen an sie gelten für alle Zeiten. Er wird sie für alle Zeiten herrlich machen – zu einer Freude für viele Geschlechter. Die Wahrheit, die denen, die sie verachten und verwerfen, unerkannt bleibt, wird zuletzt triumphieren. Schien es zeitweise auch so, als ob sie aufgehalten wurde, so konnte ihr Fortgang doch nie verhindert werden. Stößt Gottes Botschaft auf Widerstand, dann verleiht Gott ihr vermehrte Kraft, damit ihr Einfluss umso größer werde. Angetan mit göttlicher Macht wird sie sich ihren Weg auch durch stärkste Bollwerke bahnen und jedes Hindernis bewältigen.“ – Das Wirken der Apostel, S. 595.

Mit diesen Worten beschreibt der Geist der Weissagung den Höhepunkt christlicher Erfahrung und die Ausgießung des Heiligen Geistes im Spätregen.
Und die Bibel beschreibt es mit den Worten: „Und darnach sah ich einen andern Engel herniederfahren vom Himmel, der hatte eine große Macht, und die Erde ward erleuchtet von seiner Klarheit.“ (Offenbarung 18, 1.)

Im Folgenden wollen wir auf diese Frage eingehen, denn der Ausgießung des Spätregens geht eine Zeit der Vorbereitung voraus.

Das kostbare Kleid Christi


Die Tatsache, dass ein jeder, der im Gericht bestehen möchte, das kostbare Kleid der Gerechtigkeit Christi anhaben muss, ist einer der Glaubenspunkte, die jeder Gläubige verstehen sollte. Es ist keineswegs eine neue Lehre: Schon Adam, Noah und Abraham bis zu den Gläubigen unserer Tage verstanden diesen so wichtigen Punkt. In diesen letzten Tagen, hat der Herr durch den Rat an die Gemeinde Laodizea deutlich hervorgehoben, dass wir dieses Kleid benötigen:

 „Ich rate dir, dass du Gold von mir kaufest, das mit Feuer durchläutert ist, dass du reich werdest, und weiße Kleider, dass du dich antust und nicht offenbart werde die Schande deiner Blöße; und salbe deine Augen mit Augensalbe, dass du sehen mögest.“ (Offenbarung 3, 18.)

Neben dem Rat des treuen Zeugen, dass wir Gold von ihm kaufen sollen, erwähnt er auch ein Kleid, das die Schande unserer Blöße bedecken soll.

Unser Zustand

 Um den Gegenstand „Gerechtigkeit durch den Glauben“ verstehen zu können, müssen wir mit verschiedenen anderen Dingen gut vertraut sein. Einer der wichtigsten Punkte ist, dass wir unseren eigenen Zustand erkennen.

Der Mensch in seinem gegenwärtigen und wirklichen Zustand ist ein elender und sündiger Mensch – auch ich.
Die Bibel gibt uns da einen ehrlichen Einblick  in unser Wesen.      
„Siehe, ich bin in sündlichem Wesen geboren, und meine Mutter hat mich in Sünden empfangen.“ (Psalm 51, 7.)  „... ich bin aber fleischlich, unter die Sünde verkauft.“ (Römer 7, 14.) „... das Dichten des menschlichen Herzens ist böse von Jugend auf.“ (1. Mose 8, 21.) „Ich elender Mensch! wer wird mich erlösen von dem Leibe dieses Todes?“ (Römer 7, 24.)

Wie viele Menschen sind in diesem Zustand? „Sie sind alle abgewichen und allesamt untüchtig geworden. Da ist nicht, der Gutes tue, auch nicht einer.“ (Römer 3, 12.) „Denn es ist hier kein Unterschied: sie sind allzumal Sünder und mangeln des Ruhmes, den sie bei Gott haben sollten.“ (Römer 3, 23.) Hiob beschreibt es so: „Kann wohl ein Reiner kommen von den Unreinen? Auch nicht einer.“ (Hiob 14, 4.) Jesaja sagt: „Das ganze Haupt ist krank, das ganze Herz ist matt. Von der Fußsohle bis aufs Haupt ist nichts Gesundes an ihm.“ (Jesaja 1, 5. 6.)

Das ist für den stolzen Menschen eine beleidigende Aussage – aber es ist die Wahrheit, und weil unser allwissender Herr es sagt, müssen wir diese Wahrheit annehmen.
Diese traurige und schreckliche Erkenntnis lässt uns aber nicht ohne Hoffnung zurück. Jesus ist für den reumütigen Sünder da und reicht ihm seine Hand, um ihn aus dem Pfuhl der Sünde zu ziehen. Indem er sagt: „...ohne mich könnt ihr nichts tun“ (Johannes 15, 5), gibt er uns die Richtung an.
Man mag selbst den eigenen Zustand nicht erkennen, wenn aber Demut und Vertrauen auf Gott Einzug halten, wird ein Strahl des göttlichen Lichts in unser Herz dringen, sodass wir den wahren Zustand unseres Wesens erkennen. Dies wird uns dann zur Reue und Buße führen.

Darum wohnt Gott bei denen, die zerschlagenen und demütigen Geistes sind. „Denn also spricht der Hohe und Erhabene, der ewiglich wohnt, des Name heilig ist: Der ich in der Höhe und im Heiligtum wohne und bei denen, die zerschlagenen und demütigen Geistes sind, auf dass ich erquicke den Geist der Gedemütigten und das Herz der Zerschlagenen.“ (Jesaja 57, 15.)

In sich gehen


Zur Zeit Josuas wollte das Volk Israel in seiner Begeisterung dem Herrn dienen. Aber Josua sagte dem Volk:  „Ihr könnt dem Herrn nicht dienen, denn er ist ein heiliger Gott, ... der eure Übertretungen und Sünden nicht vergeben wird.“ (Josua 24, 19.)

So wurde es für das Volk notwendig in sich zu gehen und seine eigene Schwäche zu erkennen.
„Ehe es eine dauerhafte Sinnesänderung im Volke [Israel] geben konnte, mussten sie ihre völlige Unfähigkeit begreifen, Gott aus eigener Kraft gehorchen zu können.  Sie hatten sein Gesetz übertreten, es verurteilte sie als Schuldige und sah keine Möglichkeit des Entrinnens vor. Solange sie sich auf ihre eigene Kraft und Rechtschaffenheit verließen, gab es für sie keine Sündenvergebung. Sie konnten den Forderungen des vollkommenen göttlichen Gesetzes nicht genügen, und es war vergeblich, dass sie aus Begeisterung gelobten, Gott zu dienen. Sündenvergebung und die Kraft, Gottes Gesetz zu gehorchen, konnten sie einzig und allein durch den Glauben an Christus erlangen. Sie mussten aufhören, sich durch eigene Anstrengungen erretten zu wollen, lernen, sich ganz auf die Verdienste des verheißenen Heilands zu verlassen, wenn sie Gott angenehm sein wollten.“  – Patriarchen und Propheten, S. 504.

Der erhöhte Heiland

Als Israel murrte und die feurigen Schlangen sie zu verderben drohten, erkannten sie ihre eigene Unfähigkeit etwas für ihre Rettung zu tun. Sie schrieen in ihrer Not:
„... Wir haben gesündigt, dass wir wider dich geredet haben; bitte den Herrn, dass er die Schlangen von uns nehme. Mose bat für das Volk.“ (4. Mose 21, 7.)
Auf Geheiß Gottes musste Mose eine eherne Schlange aufrichten, zu der die Gebissenen aufsehen sollten, um zu leben.  

Genau dieselbe Geschichte hielt Jesus einem der Obersten der Juden, Nikodemus, vor. „Und wie Mose in der Wüste eine Schlange erhöht hat, also muss des Menschen Sohn erhöht werden, auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.“ (Johannes 3, 14-15.)
Was ist die Lehre, die wir daraus ziehen sollen? Erstens sollen wir unsere eigene Hilflosigkeit und Ausweglosigkeit aus dem Verderben erkennen und zweitens unser Vertrauen und Glauben im Gehorsam gegen die einfache Anweisung des Herrn tätig werden lassen.

Was war der Heilsplan Gottes für den Menschen, als er das Kleid der Reinheit verloren hatte? Gleich nach dem Sündenfall hat die göttliche Liebe den Erlösungsplan in Kraft gesetzt.
„Und ich will Feindschaft setzen zwischen dir und dem Weibe und zwischen deinem Samen und ihrem Samen. Derselbe soll dir den Kopf zertreten, und du wirst ihn in die Ferse stechen.“ (1. Mose 3, 15.)   
Christus ist der Retter und zeigt durch das Opfer eines Lammes (seines Vorbildes), wie durch das Fell des Lammes für des Menschen Nacktheit (Schuld) ein Kleid gefunden wurde.
„Und Gott der Herr machte Adam und seinem Weibe Röcke von Fellen und kleidete sie.“ (1. Mose 3, 21.)

Der rettende Glaube

In den Nachkommen Adams haben wir ein schreckliches Beispiel, in dem Kain seinen Bruder totschlägt. Abel verstand, dass er einen Erlöser brauchte. Sein Opfer war Gott wohlgefällig. Kain sah sich selbst nicht in einem Zustand, in dem er Hilfe brauchte, und brachte ein selbst gewähltes Opfer, das ihn nicht vor Gott rechtfertigen konnte.

Schon im Paradies fingen die Strahlen des Evangeliums an zu leuchten. O, welch frohe Botschaft und Offenbarung des Heilsweges für den Sünder!
Schon gab es Menschen, die durch das Opfer gerettet wurden: Abel, Henoch, Noah, Abraham: „Durch den Glauben hat Abel Gott ein größeres Opfer getan denn Kain; durch welchen er Zeugnis überkommen hat, dass er gerecht sei, da Gott zeugte von seiner Gabe; und durch denselben redet er noch, wiewohl er gestorben ist. Durch den Glauben ward Henoch weggenommen, dass er den Tod nicht sähe, und ward nicht gefunden, darum dass ihn Gott wegnahm; denn vor seinem Wegnehmen hat er Zeugnis gehabt, dass er Gott gefallen habe ... Durch den Glauben hat Noah Gott geehrt und die Arche zubereitet zum Heil seines Hauses, da er ein göttliches Wort empfing über das, was man noch nicht sah; und verdammte durch denselben die Welt und hat ererbt die Gerechtigkeit, die durch den Glauben kommt. Durch den Glauben ward gehorsam Abraham, da er berufen ward, auszugehen in das Land, das er ererben sollte; und ging aus und wusste nicht wo er hinkäme.“ (Hebräer 11, 4. 5. 7. 8.)

Was war dieser Glaube? Es war der Glaube an den kommenden göttlichen Erlöser.
Im Paradies war der Mensch gerecht. Dieser Zustand konnte durch Gehorsam zum Gebot Gottes erhalten bleiben. Nach dem Fall konnte die Gerechtigkeit nicht mehr durch Gehorsam erreicht werden, denn sie war ja verloren gegangen. Sie konnte nur durch den Glauben, der das Opfer Christi erfasste, erlangt werden, und dieser Glaube wird zur Gerechtigkeit gerechnet.
„Sintemal darin offenbart wird die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, welche kommt aus Glauben in Glauben; wie denn geschrieben steht: ‚Der Gerechte wird seines Glaubens leben.’“. (Römer 1, 17.)

Hoffnung

Lasst uns einen kleinen Blick darauf werfen, wie der Apostel Paulus dieses Geschehen erklärt. Zunächst sagt er in Römer 3, 9-23, was der Mensch an Gutem vorweisen kann, nämlich nichts.
Das heißt also, dass der Mensch keinen Verdienst (Werke) vorweisen kann, der ihm für seine Errettung zugute kommen könnte.

Der Geist der Weissagung erklärt dies mit folgenden Worten:
„Es ist für uns unmöglich, aus eigener Kraft dem Abgrund der Sünde zu entfliehen, in den wir gefallen sind. Das Trachten unserer Herzen ist böse, aber wir können sie nicht anders machen. ‚Kann wohl ein Reiner kommen von den Unreinen? Auch nicht einer.’ (Hiob 14, 4.) ‚Denn fleischlich gesinnt sein ist eine Feindschaft wider Gott, sintemal das Fleisch dem Gesetz Gottes nicht untertan ist; denn es vermag‘s auch nicht.’ (Römer 8, 7.) Erziehung und Bildung, Willensübung und menschliche Anstrengung haben ihren eigenen Wirkungskreis, sind aber in diesem Falle machtlos. Sie mögen eine äußere Verbesserung der Sitten herbeiführen, können aber das Herz nicht verändern; sie sind nicht imstande, die geheimen Triebfedern des Lebens zu reinigen.“ – Der Weg zu Christus, S. 10.

Es ist allein der Herr, der diesen Zustand des Menschen ändern kann:  
„Denn was dem Gesetz unmöglich war (sintemal es durch das Fleisch geschwächt ward), das tat Gott und sandte seinen Sohn in der Gestalt des sündlichen Fleisches und der Sünde halben und verdammte die Sünde im Fleisch.“ (Römer 8, 3.) Was bedeutet das für uns? „Es muss zuerst eine Macht im Innern wirken, ein neues Leben von oben kommen, ehe der Mensch von der Sünde zur Heiligkeit bekehrt wird. Diese Macht ist Christus. Seine Gnade allein ist fähig, die toten Seelenkräfte wieder zu beleben und sie zu Gott, zur vollkommenen Heiligkeit hinzuleiten. ... Der Mensch muss ein neues Herz, ein neues Verlangen, neue Vorsätze und Beweggründe zu einem neuen Lebenswandel empfangen. Es ist eine grobe Täuschung, wenn wir glauben, dass wir nur das Gute in uns zu entwickeln brauchen. ‚Der natürliche Mensch aber vernimmt nichts vom Geist Gottes; es ist ihm eine Torheit, und er kann es nicht erkennen; denn es muss geistlich gerichtet sein.’ (1. Korinther 2, 14.) ‚Lass dich‘s nicht wundern, dass ich dir gesagt habe: Ihr müsset von neuem geboren werden.’ (Johannes 3, 7.) Von Christus sagt die Schrift: ‚In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen.’ (Johannes 1, 4.) ‚Und ist in keinem andern Heil, ist auch kein anderer Name unter dem Himmel den Menschen gegeben, darin wir sollen selig werden.’“ – Der Weg zu Christus, S. 10.

Das Evangelium in Römer 3

Zur Bestätigung dieser Tatsache beschreibt der Apostel Paulus das Wunder, das Gott getan hat: „...und werden ohne Verdienst gerecht aus seiner Gnade durch die Erlösung, so durch Jesum Christum geschehen ist.“ (Römer 3, 24.)

Hier heißt es, dass wir ohne Verdienst gerecht werden, d. h. die Erlösung geschieht aus Gnade durch Jesum Christum und ohne unser Zutun. Allein unser vorbehaltloser Glaube an die Verheißung Gottes, durch Jesum errettet zu werden, versetzt uns in die Lage, dass Gott die Gerechtigkeit seines Sohnes an unserer Statt annimmt. Damit zeigt uns der Herr, dass uns die Erlösung als Geschenk gegeben wird, wofür wir nichts bezahlen müssen noch können...

Dann beschreibt uns Paulus, dass Gott uns Jesum Christum durch den Glauben zu einem Gnadenstuhl  in seinem Blut vorgestellt hat,  „damit er die Gerechtigkeit, die vor ihm gilt, darbiete in dem, dass er Sünde vergibt, welche bisher geblieben war unter göttlicher Geduld; auf dass er zu diesen Zeiten darböte die Gerechtigkeit, die vor ihm gilt; auf dass er allein gerecht sei und gerecht mache den, der da ist des Glaubens an Jesum.“ (Römer 3, 24-26.)

Die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt

Sicher haben wir bemerkt, dass hier immer wieder von einer Gerechtigkeit die Rede ist, die vor Gott gilt. Gibt es auch eine andere Gerechtigkeit? Ja, es gibt eine Gerechtigkeit, die vor der Welt und vor Menschen gelten kann. Es ist die Darstellung eigener Gerechtigkeit. Die mag vor Menschen gelten, aber vor Gott hat sie keinen Bestand.

Wenn wir vor Gottes Gericht bestehen wollen, brauchen wir eine bessere Gerechtigkeit, eben die, die vor ihm gilt. So sagt auch Christus: „Denn ich sage euch: Es sei denn eure Gerechtigkeit besser als der Schriftgelehrten und Pharisäer, so werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen.“ (Matthäus 5, 20.)
Wer hat dafür gesorgt, dass wir mit solcher Gerechtigkeit angetan werden können? Paulus sagt:  „Denn er hat den, der von keiner Sünde wusste, für uns zur Sünde gemacht, auf dass wir würden in ihm die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt.“ (2. Korinther 5, 21.)

Ja, Jesus ist gekommen, um seine Geschöpfe mit seinem Kleid der Gerechtigkeit anzutun.
„Das Gesetz fordert Gerechtigkeit; der Sünder schuldet sie dem Gesetz; aber sie vorzuweisen übersteigt seine Fähigkeit.“ – The Review and Herald, 4. Nov. 1890 (Christus unsere Gerechtigkeit, S. 82.)
„Einzig und allein durch den Glauben kann der Sünder Gerechtigkeit erlangen. Durch den Glauben kann er Gott die Verdienste Christi vorweisen; dann rechnet der Herr den Gehorsam seines Sohnes dem Sünder zu, lässt er die Gerechtigkeit Christi anstelle des menschlichen Versagens gelten. Gott nimmt die reuige, gläubige Seele an, vergibt ihr, rechtfertigt sie, behandelt sie, als wäre sie gerecht, und liebt sie wie seinen Sohn. So wird der Glaube zur Gerechtigkeit gerechnet; die schuldbefreite Seele aber schreitet fort zu immer neuer Gnade, zu immer hellerem Licht. Freudig kann sie sagen: Nicht um der Werke willen der Gerechtigkeit, die wir getan hätten, sondern nach seiner Barmherzigkeit macht er uns selig durch das Bad der Wiedergeburt und Erneuerung des Heiligen Geistes, welchen er ausgegossen hat über uns reichlich durch Jesum Christum, unsern Heiland, auf dass wir durch desselben Gnade gerecht und Erben seien des ewigen Lebens nach der Hoffnung.“ – The Review and Herald, 4. November 1890. (Christus unsere Gerechtigkeit, S. 82. 83.)

Um dieses zu erreichen, braucht der Mensch keine Werke vorzuweisen. Was könnte er schon vorbringen? Er ist ein Sünder, und alles, was er bringen könnte, wäre mit Sünde befleckt. Was er braucht, ist ein kindlicher, bedingungsloser Glaube, das anzunehmen was Gott im Opfer Christi für ihn getan hat. Sagt doch Paulus: „Gott hat uns Christus dargestellt und dargeboten als den Gnadenstuhl.“
Welch herrliche Botschaft: Der Sünder, der Gott so beleidigt hat, kann die Gerechtigkeit wieder erlangen.

Ohne Verdienst gerecht

Lasst uns noch ein wenig bei dem Gedanken verweilen: Werden wir wirklich ohne Verdienst gerecht, so wie in dem Text geschrieben steht? Viele meinen, dass das nicht so zu verstehen ist. Dann müssen wir uns die Frage stellen: Was kann ich, oder was kannst du denn zu Gott bringen, damit wir der Erlösung teilhaftig werden? Gibt es da etwas, was wir bringen können, wenn wir doch von Jugend auf böse sind und nichts Gutes an uns ist? Was können wir schon bringen, um in etwa dem Wert der Tat der Erlösung zu entsprechen? Nichts! All unsere Werke, so groß sie auch sein mögen, sind mit Sünde befleckt. Das Opfer Christi muss im Glauben erfasst werden. Es ist das Allergrößte, was Gott geben konnte. Das will auch sagen: Für uns ist es unbezahlbar. Aber was geschieht dann mit mir? Ich muss nicht wegen meines Ungehorsams und meiner Sünden sterben, ich darf leben.

Welch Glück ist’s, erlöst zu sein

Erfassen wir dies in seinem ganzen Ernst. Dann muss mein Herz anfangen zu jubeln, und es fließt vor Liebe und Dankbarkeit über. Und dann fange ich wie Saulus auf dem Weg nach Damaskus an zu fragen: „Herr, was willst du, dass ich tun soll?“ Ich werde erkennen, dass die Liebe zu Gott sich im Halten der Gebote ausdrückt. „Denn das ist die Liebe zu Gott, dass wir seine Gebote halten; und seine Gebote sind nicht schwer.“ (1. Johannes 5, 3.) Natürlich ist die Nachfolge Jesu mit Gehorsam zu seinem Wort verbunden. Aber dieser Gehorsam entspringt nicht dem Gedanken, dadurch die Gerechtigkeit zu erlangen. Der Gehorsam entspringt dem Gedanken des Ausdrucks der Liebe und Dankbarkeit gegenüber Gott. Dieses Halten der Gebote und Rechte des Herrn sind dann keine schwere Last und Pflicht mehr, sondern es entspringt meinem eigenen Verlangen und ist die Erfüllung meines Sehnens. Dies wird sich jetzt nicht nur auf die Einhaltung der Zehn Gebote beziehen, sondern auf das Halten aller Gebote, Rechte und Sitten des Herrn.

Der wahre Beweggrund meiner Nachfolge

Jeder Christ muss sich selbst prüfen, was der wahre Beweggrund seines Herzens ist, wenn er Gott dient. „Versuchet euch selbst, ob ihr im Glauben seid; prüfet euch selbst! Oder erkennet ihr euch selbst nicht, dass Jesus Christus in euch ist? Es sei denn, dass ihr untüchtig seid.“ (2. Korinther 13, 5.)
Man möchte sich selbst versuchen und sich die Frage stellen: „Warum habe ich die Wahrheit angenommen, warum folge ich dem Heiland nach?“

Lassen wir nun eine ehrliche Antwort folgen. Viele sagen: „Ich folge dem Heiland, weil ich gerettet werden will oder weil ich ewiges Leben haben will.“ Ein anderer beantwortet die Frage: „Ich folge dem Heiland, weil er mich verlorenen Sünder so geliebt und sein Leben für mich gegeben hat. Diesen Heiland will ich sehen, wenn er kommt, und ihm will ich für immer dienen.“
Jedenfalls haben wir gesehen, dass wir nicht durch unseren Verdienst die Erlösung gewinnen können. Gott hat es getan, und ich folge jetzt dem Herrn aus Liebe im Gehorsam zu seinem Willen.
„Ohne Gehorsam kann der Mensch nicht errettet werden; aber seine Werke dürfen nicht aus ihm selbst sein: Christus muss in ihm das Wollen und Vollbringen wirken, nach seinem Wohlgefallen.“ –  The Review and Herald, 1. Juli 1890 (Christus unsere Gerechtigkeit, S. 66.)    

Wem es schwer fällt, in den Wegen Gottes zu wandeln, dem kann mit Recht gesagt werden, dass er das Evangelium noch nicht in Fülle verstanden hat und es noch weniger im Herzen hat. Mag er den Herrn um seine Gnade und Erkenntnis bitten.

Darum: „Die Wahrheit ist keiner Seele von Wert, wenn sie nicht in ihr inneres Heiligtum gebracht wird und die Seele heiligt. Die Frömmigkeit entartet, die Religion wird eine seichte Gefühlssache, wenn man die Pflugschar der Wahrheit nicht tief in den Herzensboden eindringen lässt.“– The Review and Herald, 24. Mai 1892, (Christus unsere Gerechtigkeit, S. 54.)

„Die Wahrheit muss in ihre Herzen gebracht werden, muss sie heiligen und von aller Weltlichkeit und Sinnlichkeit, auch im privatesten Leben, reinigen. Der Seelentempel muss gereinigt sein.“ – The Review and Herald, 24. Mai 1887 ( Christus unsere Gerechtigkeit, S. 54.)

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