Gerechtigkeit durch den Glauben - Teil 3

Gute Werke

Die Bibel verheißt nirgendwo, dass Faulheit belohnt wird. In Gottes Plan gibt es keinen Platz für Trägheit. Der Himmel wird uns als ein geschäftiger Ort vor Augen gestellt, und seine Bewohner als unermüdliche Arbeiter. Der Heiland sagte: „Mein Vater wirkt bisher, und ich wirke auch“ (Johannes 5, 17), und an anderer Stelle: „Ich muss wirken die Werke des, der mich gesandt hat“ (Johannes 9, 4). Auch die Engel sind „dienstbare Geister, ausgesandt zum Dienst um derer willen, die ererben sollen die Seligkeit“ (Hebräer 1, 14).

Wenn das so ist, dann sollen auch die, die die Seligkeit ererben sollen, nicht träge sein. Paulus arbeitete mit seinen eigenen Händen als ein Vorbild für die Gläubigen, und er hinterließ uns das göttliche Gebot, dass „so jemand nicht will arbeiten, der soll auch nicht essen.“ (2. Thessalonicher 3, 10.) Doch der wiederholte Aufruf zur Arbeit bezieht sich noch mehr auf geistliche Dinge als auf leibliche. Jesus trug uns auf: „Wirket Speise, nicht, die vergänglich ist, sondern die da bleibt in das ewige Leben, welche euch des Menschen Sohn geben wird; denn den hat Gott der Vater versiegelt.“ (Johannes 6, 27.) So sagt auch Paulus, dass diejenigen belohnt werden, die beharrlich Gutes tun (vgl. Römer 2, 7), und der Heiland spricht: „Siehe, ich komme bald und mein Lohn mit mir, zu geben einem jeglichen, wie seine Werke sein werden.“ (Offenbarung 22, 12.)

Wir lesen auch, dass Christus „sich selbst für uns gegeben hat, auf dass er uns erlöste von aller Ungerechtigkeit und reinigte sich selbst ein Volk zum Eigentum, das fleißig wäre zu guten Werken.“ (Titus 2, 14.) Und auch der Heilige Geist verheißt durch Jakobus eine Belohnung für gute Werke: „Wer aber durchschaut in das vollkommene Gesetz der Freiheit und darin beharrt und ist nicht ein vergesslicher Hörer, sondern ein Täter, der wird selig sein in seiner Tat.“ (Jakobus 1, 25.) Man könnte noch viele andere Schriftstellen anführen, die zeigen, dass das Leben eines Christen ein Leben der Tätigkeit ist und dass gute Werke nicht nur notwendig, sondern unerlässlich sind.

Werke, und zwar nur Werke, werden das ewige Schicksal jedes Menschen bestimmen. Gott wird „geben… einem jeglichen nach seinen Werken.“ (Römer 2, 6.) Die Frage, die im Gericht geklärt wird, lautet nicht: „Was hat dieser Mensch geglaubt?“, oder: „Was hat er gefühlt?“ sondern: „Was sind seine Werke?“ Niemand wird sich beschweren können, indem er darauf verweist, dass Gott einen guten Menschen nicht für seine Ansichten oder seinen Glauben verurteilen werde – ein Grundsatz, den die Bibel nicht kennt. Menschen werden nicht aufgrund ihrer Ansichten selig oder verdammt, sondern aufgrund ihrer Taten.
Jemand mag entsetzt ausrufen: „Wie? Leugnest du etwa die Rechtfertigung durch den Glauben?“ Keineswegs! Ich würde sogar behaupten, dass  die Rechtfertigung durch den Glauben gerade das zentrale Thema der Heiligen Schrift ist, von dem alles andere lediglich ein Teilaspekt ist. Aber was ich mit meinen Ausführungen sagen will, ist, dass der Glaube tätig ist (siehe Galater 5, 6). Nie wurde etwas gesagt, was Folgendes an Wahrheit überträfe: „Der Glaube ist kein Beruhigungsmittel, sondern ein Stimulans.“ Glaube ist etwas zutiefst Aktives und die Quelle allen geistlichen Wirkens. Es stimmt, dass im Gericht nur die Werke eines Menschen untersucht werden, aber es stimmt auch, dass das Wesen dieser Werke durch seinen Glauben geprägt wird. Wo kein Glaube ist, kann es auch keine Werke von Dauer geben.

Die Werke, die vor Gott annehmbar sind, sind „gute Werke“. Vollkommene Güte aber besitzt allein Gott (siehe Markus 10, 18). Die Gerechtigkeit, die wir erlangen müssen, ist Gottes Gerechtigkeit (vgl. Matthäus 5, 20). Über seine eigenen Wege sagt Gott: „Sondern soviel der Himmel höher ist denn die Erde, so sind auch meine Wege höher denn eure Wege und meine Gedanken denn eure Gedanken.“ (Jesaja 55, 9.) Wer kann dann hoffen, Gott gute Werke vorweisen zu können, die den seinen gleich wären? Nur diejenigen, die wie Paulus’ Brüder über die Gerechtigkeit Gottes in Unwissenheit sind, wären  anmaßend genug, so etwas für möglich zu halten. Nur Gott selbst kann die Werke Gottes tun.

Darum sagten die Juden zu Christus: „Was sollen wir tun, dass wir Gottes Werke wirken? Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Das ist Gottes Werk, dass ihr an den glaubt, den er gesandt hat.“ (Johannes 6, 28. 29.)

Viele zitieren Paulus’ Worte an die Philipper: „Schaffet, dass ihr selig werdet, mit Furcht und Zittern“, aber vergessen die unmittelbar darauf folgenden Worte: „Denn Gott ist’s, der in euch wirkt beides, das Wollen und das Vollbringen, nach seinem Wohlgefallen.“ (Philipper 2, 12. 13.) Gott selbst wirkt die guten Werke, die ihm angenehm sind, wenn sie sich im Leben eines Menschen offenbaren. Darum sagt der Heiland: „Wer aber die Wahrheit tut, der kommt an das Licht, dass seine Werke offenbar werden; denn sie sind in Gott getan.“ (Johannes 3, 21.)

Wie erscheinen sie dann im Menschen? Das ist „das Geheimnis der Gottseligkeit“, das Geheimnis von „Gott offenbart im Fleisch“. „Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort.“ „Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns.“ (Johannes 1, 1. 14.) In Christus „wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig“ (Kolosser 2, 9.) Wenn also Christus durch den Glauben in seiner Fülle im Herzen wohnt, wird der Mensch „erfüllt… mit allerlei Gottesfülle.“ (Epheser 3, 17-19.)

Welche Worte könnten uns besser trösten und die unbegrenzten Möglichkeiten eines christlichen Lebens aufzeigen als jene aus Psalm 31, 19: „Wie groß ist deine Güte, die du verborgen hast für die, so dich fürchten, und erzeigest vor den Leuten denen, die auf dich trauen!“

Denkt darüber nach! Gott selbst hat die guten Werke gewirkt, mit denen wir vor seinem Thron erscheinen sollen. Und wie sollen wir sie uns zu eigen machen? Indem wir ihm einfach vertrauen, indem wir uns diese guten Werke durch den Glauben aneignen. Gott selbst kommt, um bei denen zu weilen, die an sein Wort glauben, und er lebt sein eigenes Leben in ihnen aus.

Dieser Gedanke reicht aus, um jede Seele mit Liebe und Freude zu erfüllen. Ein christliches Leben ist wahres Leben. Aber Leben heißt auch Aktivität. Ein gottseliges Leben zu führen heißt darum, ein Leben zu führen, in dem sich die Handlungen Gottes selbst offenbaren. Paulus sagt: „Aber von Gottes Gnade bin ich, was ich bin. Und seine Gnade an mir ist nicht vergeblich gewesen, sondern ich habe vielmehr gearbeitet denn sie alle.“ Und er fügt hinzu: „Nicht aber ich, sondern Gottes Gnade, die mit mir ist.“ (1. Korinther 15, 10.) Außerdem: „Ich lebe aber; doch nun nicht ich, sondern Christus lebt in mir. Denn was ich jetzt lebe im Fleisch, das lebe ich in dem Glauben des Sohnes Gottes, der mich geliebt hat und sich selbst für mich dargegeben.“ (Galater 2, 20.)

Das Geheimnis bei alledem ist es, zu erkennen, dass in uns selbst nichts Gutes wohnt, dass wir nichts sind und er alles, dass wir Schwachheit sind, dass aber Gott die Macht gehört und er die Macht hat, sich heute ebenso im Fleisch zu offenbaren wie vor 1800 Jahren, wenn wir ihn nur lassen. Dann müssen wir uns der Gerechtigkeit Gottes unterwerfen. Erhöhung ist nur möglich, wenn das Ich erniedrigt wird. Christliche Aktivität kommt nur durch willige Unterordnung unter Gott, so wie der Ton dem Willen des Töpfers untertan ist. „Nicht uns, Herr, nicht uns, sondern deinem Namen gib Ehre um deine Gnade und Wahrheit!“ (Psalm 115, 1.)

--------------------------------------------------------

Anmerkung des Herausgebers: Wir geben hier Artikel von den Brüdern Jones und Waggoner wider, die der Herr in den Jahren der Minneapolis-Konferenz und nachher gebrauchte, um dem Adventvolk die Botschaft Gerechtigkeit durch den Glauben nahezubringen. Solche Artikel erschienen damals in der Gemeindezeitschrift The Signs of the Times vom 20. März 1893. Leider sind die Brüder durch verschiedene Umstände von der Wahrheit abgekommen und seitdem verwenden wir ihre Schriften nicht mehr.

Nach oben