Gerechtigkeit durch den Glauben - Teil 7
Die Erlösung
Was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst, und des Menschenkind, dass du sich seiner annimmst? Du hast ihn wenig niedriger gemacht denn Gott, und mit Ehre und Schmuck hast du ihn gekrönt.“ (Psalm 8, 5. 6.)
Als die Sünde kam, brachte sie Schande und Tod mit sich. Die Menschheit verlor ihre frühere Herrlichkeit. Warum? Ganz einfach weil diese Herrlichkeit ihren Ursprung nicht an erster Stelle im Menschen hatte – es war die Herrlichkeit Gottes. „Denn dein ist… die Herrlichkeit.“ (Matthäus 6, 13.)
Die göttliche Herrlichkeit, die einst im Menschen offenbar wurde, war nun fort. Jesus musste kommen und uns Gottes Herrlichkeit zeigen. So wurde der Menschheit die Gelegenheit gegeben, die Herrlichkeit wiederzuerlangen, die sie durch den Ungehorsam verloren hatte. Wir erwarten die letztendliche Verherrlichung der Kinder Gottes. „Denn welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder… Derselbe Geist gibt Zeugnis unserem Geist, dass wir Kinder Gottes sind. Sind wir denn Kinder, so sind wir auch Erben, nämlich Gottes Erben und Miterben Christi, so wir anders mit leiden, auf dass wir auch mit zur Herrlichkeit erhoben werden.“ (Römer 8, 14. 16. 17.)
Die Verherrlichung Christi
Während Christus auf Erden weilte, denken wir bei seiner Verherrlichung (oder auch Verklärung) an bestimmte Begebenheiten, als die Stimme des himmlischen Vaters sich hören ließ und für seinen Sohn Zeugnis ablegte.
Eins dieser Beispiele ist Christi Taufe zu Beginn seines Dienstes. „Er bat den Vater um Kraft, ihren Unglauben zu überwinden, die Fesseln zu sprengen, die Satan um sie gelegt hat, und um ihretwillen den Verderber zu besiegen. Er bat um einen Beweis, dass Gott die Menschen durch den Menschensohn wieder in Gnaden annehmen wolle.
Nie zuvor hatten die Engel ein solches Gebet gehört. Sie verlangten danach, ihrem Herrn eine Botschaft tröstlicher Gewissheit zu bringen. Aber der Vater selbst wollte die Bitte seines Sohnes beantworten. Vom Throne Gottes her leuchtete strahlend seine Herrlichkeit. Der Himmel öffnete sich, und eine Lichtgestalt ‚wie eine Taube‘ ließ sich auf des Heilandes Haupt herab als ein Sinnbild für ihn, den Sanftmütigen und Demütigen.
Außer Johannes sahen nur wenige aus der gewaltigen Menschenmenge am Jordan die himmlische Erscheinung. Dennoch ruhte der feierliche Ernst der Gegenwart Gottes auf der großen Versammlung. Alle schauten schweigend auf Christus. Seine Gestalt war in Licht gehüllt, wie es stets den Thron Gottes umgibt. Sein nach oben gewandtes Angesicht war verklärt, wie sie vor ihm noch keines Menschen Antlitz gesehen hatten. Vom geöffneten Himmel herab sprach eine Stimme: ‚Dies ist mein lieber Sohn, an welchem ich Wohlgefallen habe.‘ (Matthäus 3, 17.)
Diese bestätigenden Worte wurden denen, die diesem Ereignis beiwohnten, gegeben, um ihren Glauben anzufachen und den Heiland für seine Aufgabe zu stärken.“ – Das Leben Jesu, S. 94. 95.
Ein weiteres Beispiel für die Verherrlichung Christi finden wir, als einige Griechen gegen Ende seines irdischen Dienstes zu ihm kamen. Wir lesen: „Die Stunde der Verherrlichung Christi war gekommen. Er stand bereits im Schatten des Kreuzes, und das Verlangen der Griechen bestätigte ihm, dass durch das Opfer seines Lebens viele Seelen für Gott gewonnen würden… Der Herr wusste aber auch, dass durch dieses Sühneopfer für die Sünden der Welt sein Reich vollendet und über alle Völker ausgedehnt, dass er als Welterneuerer wirken und sein Geist endlich siegen würde. Für einen Augenblick schaute er in die Zukunft und hörte Stimmen in allen Teilen der Erde ausrufen: ‚Siehe, das ist Gottes Lamm, welches der Welt Sünde trägt!‘ (Johannes 1, 29.) Er sah in diesen Fremdlingen das Unterpfand einer großen Ernte, wenn die Scheidewand zwischen Juden und Heiden niedergerissen würde und alle Geschlechter, Sprachen und Zungen die Botschaft vom Reich hörten. Diese Erwartung, dieses Ziel seiner Hoffnungen fand seinen Ausdruck in den Worten: ‚Die Zeit ist gekommen, dass des Menschen Sohn verherrlicht werde.‘ (Johannes 12, 23.) Die Art und Weise dieser Verherrlichung war ihm durchaus bewusst. Das Einsammeln der Heiden würde nach seinem Tode beginnen; nur durch sein Opfer am Kreuz konnte die Welt erlöst werden. Gleich dem Weizenkorn musste des Menschen Sohn in die Erde gelegt werden, sterben und begraben werden, um wiederum zu leben.“ – Das Leben Jesu, S. 618.
Damals betete Jesus, und der Vater erhörte seinen Wunsch auf der Stelle. Was war die Bitte Jesu? „Vater verkläre deinen Namen! Da kam eine Stimme vom Himmel: Ich habe ihn verklärt und will ihn abermals verklären.“ (Johannes 12, 28.)
Später betete Jesus: „Vater, ich will, dass, wo ich bin, auch die bei mir seien, die du mir gegeben hast, dass sie meine Herrlichkeit sehen, die du mir gegeben hast; denn du hast mich geliebt, ehe denn die Welt gegründet ward.“ (Johannes 17, 24.)
„Und alle Gunst, die [Gott] seinem Sohne erwiesen hat, indem er die große Versöhnung annahm, erweist er auch seinem Volke. Die ihre Interessen in Liebe mit Christus verbunden haben, sind in seinem Geliebten angenommen. Sie litten mit Christus in seiner tiefsten Demütigung, und seine Verherrlichung ist ihnen von großem Interesse, weil sie in dem Geliebten angenommen sind. Er liebt sie, wie er seinen Sohn liebt. Immanuel steht zwischen Gott und den Gläubigen, offenbart seinen Auserwählten die Herrlichkeit Gottes und bedeckt ihre Mängel mit den Gewändern seiner eigenen makellosen Gerechtigkeit“ – Bibelkommentar, S. 430.
Gottes Herrlichkeit in den Menschen offenbart
Der unerwartete Tod ihres Vaters erschütterte vier Brüder zutiefst, und sie schworen einander einen Eid: Durch Gottes Gnade würden sie ihr eigenes Leben dem Bemühen weihen, durch ihre Hingabe den Dienst ihres Vaters fortzusetzen, der so jäh beendet worden war; sie würden die Ideale und den Charakter jenes frommen Mannes weitertragen. Der geweihte Arbeiter war von ihnen gegangen; doch nun würden nicht einer, sondern vier junge Arbeiter seinen Platz einnehmen und das Werk in seinen wichtigsten Zweigen weiterentwickeln, wie ihr Vater es vorgehabt hatte. Wäre er am Leben geblieben, um die Errungenschaften seiner Söhne zu sehen, er wäre nicht enttäuscht gewesen.
Wir können eine Parallele zwischen dem treuen Handeln dieser vier Söhne und dem Werk der wahren Nachfolger Christi ziehen.
Zum Ende seines Dienstes auf Erden sagte Jesus in seiner Fürbitte: „Ich habe dich verklärt auf Erden und vollendet das Werk, das du mir gegeben hast, dass ich es tun sollte.“ (Johannes 17, 4.)
Und er fügte hinzu: „Ich habe ihnen gegeben dein Wort… Gleichwie du mich gesandt hast in die Welt, so sende ich sie auch in die Welt.“ (Verse 14 und 18.)
Würden die Nachfolger Jesu ebenfalls den Namen des Vaters verherrlichen, indem sie das Werk Jesu treu weiterführten – das größte und wichtigste Werk, das Menschen jemals anvertraut worden ist? Ja, das taten sie. Und würde sich in ihnen auch die Herrlichkeit Gottes durch Jesus widerspiegeln? Ja, so war es. Jesus sagte: „Und ich habe ihnen gegeben die Herrlichkeit, die du mir gegeben hast, dass sie eins seien, gleichwie wir eins sind.“ (Vers 22.)
Was ist der erste Beweis dafür, dass die Herrlichkeit Gottes in den Nachfolgern Christi wiederhergestellt wird? Denkt an Galater 2, 20! Dort schreibt Paulus: „Ich lebe aber; doch nun nicht ich, sondern Christus lebt in mir.“
In seiner Fürbitte an den Vater beschreibt Jesus eine wunderbare Harmonie: „Ich in ihnen und du in mir, auf dass sie vollkommen seien in eins und die Welt erkenne, dass du mich gesandt hast und liebest sie, gleichwie du mich liebst… Und ich habe ihnen deinen Namen kundgetan und will ihn kundtun, auf dass die Liebe, damit du mich liebst, sei in ihnen und ich in ihnen.“ (Johannes 17, 23. 26.)
Hier ist ein weiterer Beweis dafür, dass die Herrlichkeit Gottes aus den Nachfolgern Christi hervorstrahlt: „Brich dem Hungrigen dein Brot, und die, so im Elend sind, führe ins Haus; so du einen nackt siehst, so kleide ihn, und entzieh dich nicht von deinem Fleisch. Alsdann wird dein Licht hervorbrechen wie die Morgenröte, und deine Besserung wird schnell wachsen, und deine Gerechtigkeit wird vor dir hergehen, und die Herrlichkeit des Herrn wird dich zu sich nehmen.“ (Jesaja 58, 7. 8.)
„So soll also die Gemeinde in der Nacht geistlicher Finsternis Gottes Ehre ausstrahlen, indem sie die Niedergebeugten aufrichtet und die Trauernden tröstet. Von überallher ist Wehgeschrei über das Elend dieser Erde zu hören; überall gibt es Notleidende und Bedrängte. Unsere Pflicht ist es, die Mühsal und das Elend des Lebens lindern zu helfen.“ – Christi Gleichnisse, S. 301.
„[Christus] sagt vielmehr: Lasset euer Licht leuchten. Wer die Gnade Gottes angenommen hat, der hat Licht in sich. Beseitige die Hindernisse, und alsbald wird die Herrlichkeit des Herrn sichtbar! Dann leuchtet dein Licht und durchdringt und vertreibt die Finsternis…
Die Offenbarung der Herrlichkeit Gottes in der menschlichen Natur bringt dem Menschen den Himmel so nah, dass die Schönheit des göttlichen Heiligtums bei jedem Menschen kund wird, in dem der Heiland wohnt.“ – Christi Gleichnisse, S. 303.
Die Verherrlichung des Volkes Gottes
Wenn Christus in uns lebt (vgl. Galater 2, 20), können wir nicht anders, als ihn beständig durch die Augen unseres Bewusstseins zu betrachten, als sähen wir ihn in einem Spiegel. Und indem wir unsere Gedanken bei ihm verweilen lassen, werden wir in sein Ebenbild verwandelt. Gemäß Paulus ist das die Erfahrung eines jeden echten Christen.
„Wir alle aber, indem wir mit unverhülltem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn anschauen wie in einem Spiegel, werden verwandelt in dasselbe Bild von Herrlichkeit zu Herrlichkeit, nämlich vom Geist des Herrn.“ (2. Korinther 3, 18; Schlachter 2000.)
Dies ist das Werk, das der Geist des Herrn in uns vollbringt. Während er uns, mit unserer Einwilligung und Mitarbeit, in alle Wahrheit leitet (Johannes 16, 13), werden wir „von Herrlichkeit zu Herrlichkeit“ verwandelt, bis der Charakter Christi in uns vollkommen wiederhergestellt ist und durch uns in die Finsternis dieser Welt hinausstrahlt.
„Und derhalben beten wir auch allezeit für euch, dass unser Gott euch würdig mache zur Berufung und erfülle alles Wohlgefallen der Güte und das Werk des Glaubens in der Kraft, auf dass an euch gepriesen werde der Name unsers Herrn Jesu Christi und ihr an ihm, nach der Gnade unsres Gottes und des Herrn Jesu Christi.“ (2. Thessalonicher 1, 11. 12.)
„,Wer mir dienen will‘, sagte Jesus, ‚der folge mir nach; und wo ich bin, da soll mein Diener auch sein. Und wer mir dienen wird, den wird mein Vater ehren.‘ (Johannes 12, 26.) Alle, die mit dem Herrn das Kreuz der Hingabe getragen haben, werden auch an seiner Herrlichkeit teilhaben. Es war des Heilandes Freude in seiner Erniedrigung und in seinem Schmerz, dass seine Jünger mit ihm verherrlicht würden. Sie sind die Frucht seiner Selbstaufopferung. Die Bekundung seines Wesens und seines Geistes im Leben der Jünger ist sein Lohn und wird in Ewigkeit seine Freude sein. Diese Freude teilen sie mit ihm, wenn sich die Frucht ihrer Arbeit und ihres Opfers im Leben und in den Herzen anderer zeigt. Sie sind des Herrn Mitarbeiter, und Gott wird sie ehren, wie er seinen Sohn ehrt.“ – Das Leben Jesu, S. 620.
Ein besonderes Maß der göttlichen Herrlichkeit
Am Ende des göttlichen Werkes auf Erden, wenn unter dem Spätregen der laute Ruf erschallt, wird Gottes Volk ein besonderes Maß der göttlichen Herrlichkeit erhalten.
„Während die Glieder des Leibes Jesu der Zeit ihres letzten Kampfes, einer ‚Zeit der Angst in Jakob‘, näher kommen, werden sie zu Christo emporwachsen und in hohem Maße seine Gesinnung teilen. Wenn die Verkündigung der dritten Engelsbotschaft zu einem lauten Ruf anschwillt und große Kraft und Herrlichkeit das abschließende Werk begleiten, wird auch das Volk Gottes an dieser Herrlichkeit teilhaben. Der Spätregen lässt sie wieder aufleben und Kraft gewinnen, damit sie die Trübsalszeit überstehen können. Auf ihren Gesichtern liegt ein Abglanz der Herrlichkeit, die den dritten Engel begleitet.“ – Zeugnisse für die Gemeinde, Band 1, S. 376.
Unmittelbar vor dem Kommen Christi wird Gottes Volk mit einem noch größeren Maß von Gottes Herrlichkeit gesegnet werden, und zwar wenn Gottes Stimme vom Himmel erschallen und Tag und Stunde von Jesu Wiederkunft verkünden wird.
„Die Stimme Gottes erschallt vom Himmel, verkündigt den Tag und die Stunde der Wiederkunft Christi und übergibt seinem Volk den ewigen Bund. Gleich den lautesten Donnerschlägen rollen seine Worte über die Erde. Das Israel Gottes lauscht, die Augen aufwärts gerichtet. Die Angesichter leuchten auf von dem Glanz seiner Herrlichkeit.“ – Der große Kampf, S. 640.
„Beim Ertönen der Stimme Gottes wurden [die lebenden Gerechten] verherrlicht.“ – Der große Kampf, S. 644.
„Satan, seine Engel und die Gottlosen, die darüber frohlockten, dass das Volk Gottes sich in ihrer Gewalt befand, erleben nun, wie denen höchste Ehre zuteil wird, die das heilige Gesetz Gottes in Ehren gehalten haben. Sie schauen die Angesichter der Gerechten, von denen das Bild Jesu widerstrahlt. Alle, die so eiferten, um die Heiligen zu vernichten, können die Herrlichkeit nicht ertragen, die auf den Erlösten ruht. Wie Tote fallen sie zur Erde. Satan und die bösen Engel fliehen die Gegenwart der verklärten Heiligen, denn ihre Macht, sie zu quälen, ist für immer dahin.“ – Zeugnisse für die Gemeinde, Band 1, S. 377.
Die größte Herrlichkeit zeigt sich schließlich bei der Wiederkunft Christi: „Während die Gottlosen vor seinem Angesicht fliehen, werden seine Nachfolger frohlocken. Der Erzvater Hiob sagte im Hinblick auf die Wiederkunft Christi: ‚Ich selbst werde ihn sehen, meine Augen werden ihn schauen und kein Fremder. Danach sehnt sich mein Herz in meiner Brust.‘ (Hiob 19, 27.) Seinen getreuen Nachfolgern war Christus ein täglicher Begleiter und vertrauter Freund gewesen. Sie lebten in ständiger, enger Verbindung mit Gott. Über ihnen war die Herrlichkeit des Herrn aufgegangen, in ihnen hatte das Licht der Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes sich widergespiegelt. Nun frohlocken sie im Glanz des Königs der Könige, bereit zur Gemeinschaft des Himmels, da sie den Himmel im Herzen haben.“ – Christi Gleichnisse, S. 304.